Novissima Sinica

Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches könnte sich mit China erstmals wieder eine Weltmacht mit einem nicht westlichen kulturellen Erbe zu Wort melden. Es ist ja das uns fremde Gedanken- und Wertesystem des Konfuzianismus, das Leibniz in seiner Novissima Sinica in Relation setzte zu einem europäischen Gedanken- und Wertesystem, das er für dringend reformbedürftig hielt…

Geek culture

I have always had a soft spot in my heart for geek culture, because at core, geeks care deeply about something, and I think it’s incredibly cool. Maybe it goes back to my adolescence, which I spent engrossed in fantasy novels and serial mysteries. In middle school, my clique of friends dubbed itself the „Multiplying…

Kunst soll . . .

. . . weniger der „Gesellschaft einen Spiegel vorhalten“ (wär‘ eher was für Journalisten) als die Menschen lehren, ihre Spieltalente zu entdecken. Kultur besteht bestenfalls darin, möglichst viele Ernstfälle in den Spielfall zurückzuverwandeln, den Möglichkeitssinn absolut zu strapazieren, um einer Fanatisierung des Wirklichkeitswillens entgegenwirken und gefahrfrei an die Grenze zu gehen. Virtuosen gehen ja gerne…

La Rochefoucauld BETRACHTUNGEN

Mittelmäßige Geister verurteilen gewöhnlich alles, was über ihren Horizont geht. Wie es das Kennzeichen großer Geister ist, mit wenig Worten viel zum Ausdruck zu bringen, so haben die kleinen Geister hingegen die Gabe, viel zu reden und nichts zu sagen. Wir sprechen fast nur denen gesunden Menschenverstand zu, die unserer Meinung sind. Jedermann beklagt sich…

Monadologie – in leichter Sprache

Meine Übersetzung von G. W. Leibniz’ Monadologie aus dem französischen Original in verständliches Deutsch. Leichte Sprache ist eine speziell geregelte einfache Sprache. Die sprachliche Ausdrucksweise des Deutschen zielt dabei auf die besonders leichte Verständlichkeit. WIKIPEDIA 1. Dieser Text handelt von Monaden. Monaden sind Einheiten. Sie verleihen Vollkommenheit. Einheiten sind ohne Teile. 2. Es muss Einheiten…

Kann man „Monade“ durch „Sprache“ ersetzen?

1. La Monade, dont nous parlerons ici, n’est autre chose qu’une substance simple, qui entre dans les composés ; simple, c’est-à-dire sans parties. Hier führt das Wort „entrer” in die Irre. Es ist nicht falsch, aber so ungeschickt, wie wenn man sagte „Eine Melodie ist etwas, das zu Tönen tritt” – was irgendwie stimmt, aber…

Die Monadologie des Gilles Deleuze

DELEUZE interessiert sich weniger als die meisten französischen Philosophen seiner Zeit für Sprache, hingegen besonders für Metaphysik. Seine Philosophie ähnelt in dieser Hinsicht der Naturlehre Schellings, z. B. in ihrer Auffassung des Wesens von Begriffen. Unter diesen werden, wenn ich Deleuze richtig lese, keine geistigen Vorlagen verstanden, die der Wirklichkeit gegenüber stehen, denen entsprechend sie…

Hässlichkeit verschlingt die Zukunft

Schönheit ist immer zerbrechlich, strahlt Unbestand aus und damit das Neue, durch das sie ersetzt werden soll.  Hässlichkeit wirkt dagegen robust, muss die Zukunft nicht fürchten, weil sie sie verschlungen hat. Der hässliche Stolz ist zeitlos, versperrt die Verheißung und muss sich im Kreis drehen. Wo nichts zerbrechen will, kann auch nichts werden.

Walter Benjamin | Über den Begriff der Geschichte

»Zu den bemerkenswerthesten Eigenthümlichkeiten des menschlichen Gemüths«, sagt Lotze, »gehört – neben so vieler Selbstsucht im Einzelnen die allgemeine Neidlosigkeit jeder Gegenwart gegen ihre Zukunft.« Diese Reflexion führt darauf, daß das Bild von Glück, das wir hegen, durch und durch von der Zeit tingiert ist, in welche der Verlauf unseres eigenen Daseins uns nun einmal…

Maschine Mann | k. I. der Frauen

Der Unterschied zwischen einer Maschine und einem Organismus besteht darin, dass es im letzterem nichts Überflüssiges gibt. Wenn wir irgendwo ein Teil finden, können wir jedes Mal erkennen, ob es zu einem Organismus, nicht aber immer, falls es zu einer Maschine gehört. Denn in Maschinen gibt es Elemente, denen man die Maschine nicht ansieht, weil…

The Aphorisms of Nicolas Gomez-Davila — “Escolios a Un Texto Implícito”.

Nicolás Gómez Dávila (1913-1994), catholic conservative writer of the XXth century.    To compromise is to sacrifice a distant good to an immediate urgency. (I, 13)    With God there are only individuals. (I, 16)    Every goal other than God dishonors us. (I, 18)    An “ideal society” would be the graveyard of human…

Von der Zurückgezogenheit

Wie sehr hatte doch Descartes recht mit seiner Devise Bene vixit, bene qui latuit (Derjenige hat gut gelebt, der im Verborgenen gelebt hat) oder auch mein Großvater, der auf seinem Arbeitstisch Ama nesciri (Liebe es, nicht bekannt zu sein) eingeschrieben hatte, oder Monsignore Rivet, als er mir, nachdem er mich trotz gewisser Befürchtungen meiner Eltern…

Against Lacanism I A Conversation with André Green

Conversation held in Green’s office in Paris, 17.5.94. Published in Journal of European Psychoanalysis – No. 2 – Fall 1995-Winter 1996.                                                                                                                                             …

Die geheimnisvolle Tiefe der Tatsachen

„Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische“, schreibt Wittgenstein in seiner Logisch-philosophischen Abhandlung, „sondern dass sie ist.“ Wir können jeden Gegenstand in seine Bestandteile zerlegen oder mit anderen zusammenstellen, vermessen, um zu bestimmen, was es mit ihm auf sich hat – dadurch wird aber nicht erklärt, warum es ihn gibt. Egal, wie sehr man…

Die Philosophie des Maurice Blondel – Blick über die Hauptgedanken

„Ja oder nein: Hat das menschliche Leben einen Sinn? Hat der Mensch eine Bestimmung?“ beginnt Blondel sein Hauptwerk L᾽Action – lässt es enden mit dem Satz: „Es ist.“ Der Philosoph nimmt an, dass unserer Leben auf Erden bedeutend ist durch eine Bestimmung, deren Sinn sich schrittweise herausstellt, nachdem wir ihn uns eingehandelt haben. Denn die…

„Emotionale Intelligenz“?

Ob eine tiefere Kenntnis sich nun dem Kopf verdankt oder dem Bauch, eines bleibt gleich: der Ausschluss von Zweifel.  Auch die „emotionale Intelligenz“ betont ja nicht etwa Schattenhaftigkeit, sondern behauptet im Gegenteil, ihren Gegenstand gänzlich zu durchdringen. Wofür es keinerlei Anhaltspunkt gibt.  Erkennen ist an sich begrenzt und endlich.  Statt Bauchgefühl würde Aufmerksamkeit – im…

Was fasziniert stolze Frauen an Schwächlingen?

Dass sie sich beherrschen lassen, wäre die erste, spontane Antwort. Aber sie knechten diese Männer ja nicht herum, putzen sie eher heraus, behängen sie mit Schmuck wie eine Prostituierte ihren Zuhälter oder ein Primitiver seinen Fetisch, dem er übernatürliche Kräfte zuschreibt trotz seiner Mickrigkeit. Fetische sind nie imposant, im Gegenteil. Ihre merkwürdige Übernatürlichkeit verdanken sie…

Arbeitswerttheorie

KARL MARX bleibt Ausleger Abrahamitischer Religion, wenn ich die seinem Denken zentrale „Arbeitswerttheorie“ betrachte . Der Mensch, verstehe ich diese, sei die einzige Quelle echten Wertes und legitimer Besitzer der Früchte seiner Arbeit: was wir gemacht haben, gehört unbedingt uns. So wie (das sagt Marx zwar nicht, daher kommt aber, denke ich, die Vorstellung) die…

Kann ein kontingenter Satz etwas über die Wirklichkeit sagen, wenn er falsch ist?

Besteht sein Falschsein darin, dass die Verbindung zur Wirklichkeit nicht zustande kommt, er kontaktlos ihr gegenüber zerfällt? Ist das überhaupt vorstellbar? Oder nimmt er eine zwar negative, trotzdem aber doch Bestimmung vor? In dem Fall verfinge nämlich eine interne, also nicht-kontingente Relation. Kontingenz bestünde dann in der Bestimmungsweise, negativ oder positiv, nicht aber in der…

Blondel über die Entstehung von Begriffen | Motiven

Das intellektuelle Licht trägt auf diese Weise die vitale Kraft in sich und benutzt diese. Das Motiv ist tatsächlich nur der Niederschlag und die Synthese von tausend lautlosen Aktivitäten; gerade dies ist der Grund seiner natürlichen Wirkkraft. Es tritt nicht plötzlich in Erscheinung, sozusagen aus heiterem Himmel und spontan hervorgebracht. Es ist von einer Menge…

Wahre Liebe

Abzuwehren ist hier die Vorstellung der Interessengemeinschaft oder Sinnlichkeit – durch jene des Unendlichen des fremden Subjekts als Grundlage von Gemeinschaft. Die dafür nötige Dezentrierung des Willens aber ergänzt nicht den Egoismus um Altruismus, sondern wechselt den Standpunkt, der nicht das Produkt seiner vorhergehenden Bestimmungen ist, sondern diese überragt und seine eigenen Bedingungen mit sich…

Sag‘ bloß?

Virtuos kann nur sein, wer die Zweifel erwürgt hat. Virtuosität nimmt deswegen nie gefangen. Weil sie nichts riskiert, immer im voraus schon weiß, was Sache ist. Das spekulative oder theoretische Pendant der Virtuosität ist die Ironie (Facebook-Seuche . . . ). Sie signalisiert die unbedingte Herrschaft des Ichs, das sich von jeder äußeren Regel gelöst…

Tun

Der Hauptgedanke von Maurice Blondels L‘ Action – Die Tat, ein philosophisches Buch, das mich seit 2 Jahren beschäftigt, ist, dass Denken dem Tun entspringt, nicht umgekehrt. Etwas Neues kommt in die Welt, indem wir uns die Hände schmutzig machen, nicht spekulieren. Das kann leicht missverstanden werden  als die Aufforderung, seinen Worten Taten folgen zu…

Vorteil der Naivität

Der Naive hat in der Regel mehr Erfahrungen gemacht als der Blasierte, ist auch weniger betrogen als dieser, indem er nicht den Anspruch erhebt, sich von nichts trügen zu lassen, da er weiß, dass alles Trug ist.

Moral

Was unterscheidet Moral von Verstand? Wenn ich drüber nachdenke: das Opfer. Verstand erschöpft sich in den Möglichkeiten, die ich habe. Er lässt sich vergrößern, unendlich vergrößern, wenn ich drüber nachdenke. Ich könnte täglich etwas lernen, je älter ich werde, desto mehr. Der Verstand hat keine natürliche Grenze. Die Moral besteht dagegen darin, dass ich eine…

Claudio Monteverdi

Ich weiß, dass meine Arbeit unvollendet ist, denn aller Anfang ist schwer. Deswegen bitte ich meine Nachfolger, meine besten Absichten anzuerkennen, die aus ihrer feinfühligen Feder Verbesserungen erwarten. Denn es ist leicht, auf bereits Erfundenem aufzubauen. Lebet glücklich!

Die Frau gibt es nicht . . .

. . . ist der herausfordernder Witz von Lacans quantischer „Formel der Sexuierung“.   Was er damit aber eigentlich sagen will: Männer tragen Toupets – Frauen Schminke.   Was ist der Unterschied?   Das Toupet will über etwas hinwegtäuschen, die Schminke stellt etwas vor. Schminke ist insofern ehrlicher im Hinblick auf einen Mangel als Toupet….

Kultureller Marxismus

. . . ist so ein Reizwort, das sich aus Blüten wie der Gender-Theorie entwickelt hat. Gewissermaßen geht es bei dem Streit dann darum, ob es das Paradies gegeben hat oder nicht. Das rechte oder konservative Lager nimmt an, die Erzählung vom Garten Eden beschreibe in verklausulierter Form eine „30.000 Jahre alte“ Tatsache, aus der…

Verliebtheit

Was einen an einer anderen Person magisch und unausweichlich anzieht, jene kaum fassbaren, merkwürdig partiellen Gründe, wird Projektion genannt, weil der Mitmensch dabei nicht erkannt, sondern besetzt wird. Aber gibt es eine andere Verliebtheit als jene, in dem anderen etwas zu vermuten, das man einmal verloren hat? Kann Verliebtheit daher nie auf Gegenseitigkeit beruhen, sondern…

Deleuze & Wittgenstein

Der schwere Angriff Deleuzes auf Wittgenstein (im Abécédaire) könnte meiner Meinung nach auf ein Missverständnis zurückgehen, besonders der Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus), die als argumentum ad absurdum gelesen werden muss, um ihre eigentliche Wirkung zu entfalten. Wittgenstein entwickelt im Tractatus das Schema nicht nur eines naturwissenschaftlichen, sondern auch jedes vorstellbaren metaphysischen Systems – als Parodie. Man…

Warum Facebook mehr Feinde als Freunde (imgrunde gar keine Freunde) schafft.

The imaginary register, nahm ich gestern in einer akademischen Hördatei wahr, was successfully toxified … Herrlich schräger Satz, der aber dann doch viele Gedankenverbindungen bei mir auslöste. Der Sprecher wollte wohl sagen, dass leider das „Gesichtsfeld tabuisiert“ worden sei durch die Ideologiekritik, um die es in dem Beitrag ging. Ideologiekritik wiederum setzt Täuschungen oder „Lügen“…

Anti | Ödipus

Kritik an der Psychoanalyse entzündet sich am Begriff des Begehrens. Die Psychoanalyse meint, dass Begehren Ausdruck eines unbehebbaren Mangels, eines „Lochs in der Seele“ ist – ihre Kritiker dagegen deuten das Begehren als Hinweis echter Möglichkeiten im Hier und Jetzt. Der Psychoanalytiker könnte etwa sagen, dass Rauchen einsteht für etwas sonst nicht zu Habendes, sein…

Rassismus ist der Grund des Bewußtseins

Man muss sich dafür einen Konflikt vorstellen, am besten einen prototypischen – im Fitness-Studio beispielsweise – wenn die Person auftaucht, die den Spind genau neben dem eigenen belegt hat, obwohl alle anderen frei sind, und verlangt, dass man ihr Platz macht. Die Gefühle, die man dann beherrschen muss, sind die erste echte Antwort jedes Menschen…

Illusion und Chance der Hysteriker*innen

Nur weil im Innersten etwas fehlt, kommen wir ins Neue! Wie schwierig dieses innere Fehlen zu ertragen ist, zeigen die Hysteriker*innen, die – außen perfekt – heimlich zittern, es werde entdeckt, dass sie zuinnerst leer (nichts weiter als „eine Mogelpackung“) sind, und dem phallischen Traum nach mehr Macht nachhängen. Dabei würden doch gerade in der…

Nietzsche | Freud

NIETZSCHE & FREUD, wenn sie auch viel gemeinsam haben, unterscheiden sich doch erheblich im Hinblick auf ihre Erklärung der Bindungskraft des Wortes. Nietzsche denkt, wir gehorchen aus Angst, Freud denkt, wir gehorchen aus Freundschaft. Die Gründe für beider Gegensatz finde ich faszinierend. Nietzsche geht davon aus, dass unser Bewußtsein das Ergebnis eines Dressuraktes ist, voll…

Wahrheit entspringt eher dem Irrtum als der Verwirrung

…truth will sooner come out from error than from confusion. Francis Bacon Eine falsche Hypothese ist besser als gar keine, denn daß sie falsch ist, ist gar kein Schade, aber wenn sie sich befestigt, wenn sie allgemein angenommen, zu einer Art von Glaubensbekenntnis wird, woran niemand zweifeln, welches niemand untersuchen darf, dies ist eigentlich das…

Gefühle sind Gedanken sind Gefühle

EMOTIONEN werden ja gern gegen Gedanken oder Ideen ausgespielt. Aber gehört nicht zu jedem Gefühl eine mehr oder weniger abstrakte Vorstellung, die von ihm durchwirkt ist? Es gibt überhaupt kein Gefühl ohne einen Gedanken. Wie Denken signalisert somit Fühlen immer eine Abwesenheit. Wenn ich mich z. B. auf etwas freue, dann doch solange nur, wie…

Nietzsches Posthumanismus

Was kann allein unsre Lehre sein?— Dass Niemand dem Menschen seine Eigenschaften giebt, weder Gott, noch die Gesellschaft, noch seine Eltern und Vorfahren, noch er selbst (—der Unsinn der hier zuletzt abgelehnten Vorstellung ist als „intelligible Freiheit“ von Kant, vielleicht auch schon von Plato gelehrt worden). Niemand ist dafür verantwortlich, dass er überhaupt da ist, dass er so und so beschaffen ist,…

Ertrag und Begabung des Todestriebs

Siegmund Freud  Der Todestrieb durchstreicht das Lustprinzip, denn Lust besteht im Abbau von etwas, worauf dem Todestrieb ankommt: Erregung. Der Todestrieb zerstört um der Zerstörung willen. Wir gewinnen unmittelbar nichts, indem wir ihm nachgehen. Trotzdem nimmt er uns gefangen, wir opfern ihm alles. Beim Fort-da-Spiel von Freuds Enkelsohn ist der zweite Akt, der Wiederkehr des…

Nicolas Gomez Davila

Aus der Trivialität der Existenz können wir nicht durch die Türen entkommen, sondern über die Dächer. Ersetzen wir all die Definitionen der „Menschenwürde“, die lediglich ekstatische Stoßgebete sind, durch eine einfache und schlichte: alles langsam tun. Die Idee der „freien Entfaltung der Persönlichkeit“ scheint ausgezeichnet, solange man nicht auf Individuen stößt, deren Persönlichkeit sich frei…

Philosophie als Funktion der Lebensform

Daß die einzelnen philosophischen Begriffe nichts Beliebiges, nichts Für-sich-Wachsendes sind, sondern in Beziehung und Verwandtschaft zueinander emporwachsen, daß sie, so plötzlich und willkürlich sie auch in der Geschichte des Denkens anscheinend heraustreten, doch ebensogut einem Systeme angehören als die sämtlichen Glieder der Fauna eines Erdteils: das verrät sich zuletzt noch darin, wie sicher die verschiedensten…

Truth emerges more readily from error than from confusion. – Francis Bacon

…die Priesterinnen zu Dodona haben im Wahnsinn vieles Gutes in privaten und öffentlichen Angelegenheiten unserer Hellas zugewendet, bei Verstande aber Kümmerliches oder gar nichts. – Sokrates im Phaidros No supposition seems to me more natural than that there is no process in the brain correlated with associating or with thinking; so that it would be…

Subjektivität . . .

. . . kommt nämlich von subiugare: unterjochen. Als Subjekt bin ich vergattert, und subjektiv bedeutet: eingespannt. Zu meiner persönlichen Meinung bin ich gekommen, ihr angemessen.

Blondels Haupt-Gedanke

Mir scheint, dass das proton pseudos [der fundamentale Betrug] sowohl der dogmatischen Metaphysik als auch des kritischen Idelismus wie der spinozischen und hegelschen Ethik darin lag, entweder die gekannte Wahrheit oder die formelle Intention als hinreichende Lösung für das Problem des Lebens zu betrachten, ohne dem Leben selbst das vorzubehalten, was es an nicht-mitteilbarer Belehrung…

Wenn der Künstler in einem auflebt . . .

. . . wird man, egal auf welchem Gebiet, zu einem erfinderischen, erpichten, kühnen, sich selbst ausdrückenden Wesen. Man wird interessant in den Augen der anderen. Man stört, erregt, erleuchtet und öffnen Weisen zum besseren Verständnis. Wo die Nichkünstler das Buch zuschlagen, öffnet der Künstler es und zeigt, dass es mehr Seiten zu entdecken gibt….

Warum Ideologie (notwendig falsches Bewußtsein) der Anschauung von Raum und Zeit entspringt

Gottfried Wilhem Leibnitz: „Nicht nur geschieht nichts in der Welt, das absolut irregulär wäre, sondern man könnte sich etwas derartiges gar nicht vortäuschen. Denn nehmen wir an, zum Beispiel, dass jemand ganz zufällig eine Menge Punkte aufs Papier aufbringt, wie sie es tun, die die lächerliche Kunst der Geomantrik praktizieren, so sage ich, dass es…

Vom Neid

Gier ist die Triebfeder der Kapitalismus, Neid jene des Sozialismus. Hinter jeder Revolution steckt Neid, die unschöne Anhäufung enttäuschter Hoffnungen, unbefriedigten Talents, von Misserfolgen und verwundeten Bestrebungen. Neid hängt eng zusammen mit Vornehmtuerei, blüht auf in Schadenfreude. Demokratische Einrichtungen entwickeln den Neid am erfolgreichsten im menschlichen Herzen. 

Vom Sinn der Sakramente

Nach Maurice Blondels Hauptthese bringt das Handeln das Denken hervor, nicht umgekehrt. Wir können durch Denken nie so weit kommen, wie durch Tun: Um zu wissen, woran man sich zu halten hat, muss man trotzdem vorwärts gehen.   Blondel untersucht weiter, wieso die Menschen zuerst handeln – nämlich aus einer Unruhe des Herzen: um etwas…

Über das Wesen der Liebe

So enthüllt sich eine Art von Wechselseitigkeit oder sozusagen Einheit zwischen der echten Liebe und dem aktiven Leiden. Denn wenn uns nicht der Schmerz erzieht, gelangen wir nicht zur selbstlosen und mutigen Tat. Die Liebe wirkt auf die Seele wie der Tod auf den Leib: Sie versetzt den Liebenden in das Geliebte und das Geliebte…

Gedanken hängen nicht vom Gehirn ab

Keine Annahme scheint mir natürlicher, als daß dem Assoziieren oder Denken kein Prozeß im Gehirn zugeordnet ist; so zwar, daß es also unmöglich wäre, aus Gehirnprozessen Denkprozesse abzulesen. Ich meine das so: Wenn ich rede oder schreibe, so geht, nehme ich an, ein meinem gesprochenen oder geschriebenen Gedanken zugeordnetes System von Impulsen von meinem Gehirn…

Vom Tun

Es ist ganz klar, dass wir als Menschen handeln, ununterbrochen. Selbst wenn wir uns passiv wähnen, tut sich doch etwas – hat es für uns Folgen. Wenn ich etwas absichtlich tue, kommt nur ungefähr dabei heraus, was ich mir vorstellte. Keine Praxis ist so genau wie das Denken. Ich kann deswegen nicht aufgrund rein von…

Wie heute alles eine Frage der Macht ist

Ich bin noch sehr katholisch erzogen worden von meiner Großmutter, die selber, weil sie die Beichte fürchtete, nie in die Kirche ging, so wenig wie sonst irgendjemand in meiner Familie. Ich dagegen wurde, nicht zuletzt aus Preisgründen, fast 10 Jahre auf ein katholisches Internat gesteckt und war als Teenager jeden morgen in der Messe. Die…

Walter Benjamins Begriff der Geschichte

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der…

BENJAMINS SPRACHBEGRIFF stellt eigentlich die gesamte seitherige Sprachphilosophie heraus als Verirrung.

Benjamin möchte wohl sagen, dass die Sprache sich zur Welt eher wie ein Teil zum Ganzen verhält, daher nicht dessen Spiegel sein kann (nichts reflektiert). Wenn ich etwas sage, besteht dessen Witz nicht darin, dass etwas weiter geschieht oder erhellt; Sprechen wird bedeutend nicht durch etwas, für das es ein-, sondern mit dem es zusammensteht….

Wittgensteins Utopie

Man kann einen alten Stil gleichsam in einer neuen Sprache wiedergeben; ihn sozusagen neuaufführen in einer Weise, die unserer Zeit gemäß ist. Man ist dann eigentlich nur reproduktiv. Das habe ich beim Bauen getan. – Was ich meine, ist aber nicht ein neues Zurechstutzen eines alten Stils. Man nimmt nicht die alten Formen & richtet…

Fiat-Geld als Begriff schlechthin

Die Börsen sausen mal talwärts in atemberaubendem Tempo. Wer immer dort investiert ist, verliert sein Vermögen. Auch der Preis des angeblichen Rettungsankers Gold wird mit in die Tiefe gerissen. Bei gleizeitig explodierender physischer Nachfrage und Engpässen bei Prägeanstalten und Edelmetallhändlern. Man kann Gold also nirgends kaufen, gleichzeitig aber fällt der Preis – unentwegt. Wie ist…

R|EVOLUTION DURCH VIREN

Unser heutiger Leib wurde, befragt man den Fachverstand der Virologen, sachte zur Quelle menschlichen Bewußtseins durch den ständigen Einfluss | Einbau von Viren und entwicklet sich kraft ihrer immer noch weiter – in unvorstellbare Dimensionen (Deleuze lässt grüßen). Selbst der Aids-Virus wird solcherart eingemeindet mit der Zeit und Bestandteil einer unerhörten Zusammenstellung, die sich mit…

Goethes Facebook

„Sollte es nicht möglich sein, daß eine ein für allemal gebetene Gesellschaft, sich täglich, bald in größerer, bald in kleinerer Zahl, in meinem Hause zusammen fände? Jeder käme und bliebe nach Belieben, könnte nach Herzenslust Gäste mitbringen. Die Zimmer sollten von sieben Uhr an immer geöffnet, erleuchtet, Thee und Zubehör reichlich bereit sein. Man triebe…

Der Irrtum der Emanzipation

Wenn ich die Treppe hinunterfalle, ist das etwas anderes, als wenn ich sie hinuntergehe. Im zweiten Fall lebt mein Wille, ist’s eine Tat, nicht nur Geschehen. Was unterscheidet eine Tat von Geschehen? Dass Tuen, denke ich, immer auch unterbleiben könnte. Wenn ich handele, mache ich etwas, das missglücken oder aussetzen kann – das ich mich…

Das Hauptanliegen des neoliberalen Denkkollektivs scheint es, Zweifel und Unwissenheit in der Bevölkerung zu säen

Der Eingeweihte findet Unwissenheit gut, befördert sie doch die Niederlage politischer Gegner, die Gesundheit des Kosmos und den Triumph der neoliberalen Marktgesellschaft. Friedrich August von Hayek, der geistige Vater des Neoliberalismus, verachtete Wissenschaftler und Experten, die er für bezahlte Apologeten hielt. In seinen Augen war es unmöglich, die Klugheit des einzelnen zu fördern. In Der…

Lego-Wittgenstein

1 Die Welt besteht aus Lego-Bauten.1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Lego-Bauten, nicht der Legosteine.1.11 Die Welt ist durch Lego-Bauten bestimmt und dadurch, dass es alle Lego-Bauten sind.1.12 Denn die Gesamtheit der verbauten Steine bestimmt, welche Bauten es gibt und welche es nicht gibt.1.13 Die Bauten aus Lego-Steinen sind die Welt.1.2 Die Welt zerfällt…

Begabung

In einer so hoch entwickelten Menschheit, wie die jetzige ist, bekommt von Natur jeder den Zugang zu vielen Talenten mit. Jeder hat angeborenes Talent, aber nur wenigen ist der Grad von Zähigkeit, Ausdauer, Energie angeboren und anerzogen, so daß er wirklich ein Talent wird, also wird, was er ist, das heißt: es in Werken und Handlungen entladet.

Vom Wesen der Identität

In seiner WISSENSCHAFT DER LOGIK hat Hegel etwas Ultimatives zu sagen über das, was uns je besonders macht, unsere IDENTITÄT: daß sie darin besteht, Trennung als solche zu sein oder in der Trennung wesentlich, d. i. nichts für sich, sondern Moment der Trennung zu sein. II, 42 Damit meint er, dass Identität keine Eigenschaft ist,…

Wesen des Christentums nach Hegel

Da nun der Mensch überhaupt dieser Prozeß ist, die Negation des Unmittelbaren zu sein und aus dieser Negation zu sich selbst, zu seiner Einheit zu kommen, so soll er also seinem natürlichen Wollen, Wissen und Sein entsagen. Dieses Aufgeben seiner Natürlichkeit wird angeschaut in Christi Leiden und Tod und in seiner Auferstehung und Erhebung zur…

Wie spricht man eine Katze an

Nachdem ich die Cats-Verfilmung gestern gesehen habe, geht mir die Abschluss-Song nicht aus dem Kopf (ich kannte das Musical vorher kaum). Das Lied heißt auf deutsch „Wie spricht man ein Katze an“ und ist wohl ein Gedicht von T. S. Eliot. Ich finde es brilliant. Die alte Katze Deuteronimus richtet sich ans Publikum, um ihm…

Emanzipation vergrössert den Klimafußabdruck

Philosophien, welche den Klimawandel fördern, sind jene der Emanzipation, der Befreiung von Zwängen und der größtmöglichen Ausübung spontaner Macht. Der Körper und seine Bedürfnisse spielen die Hauptrolle. Was sein Zunehmen, seine Äußerungen hemmt, ist abzulehnen. Inbegriff dieser Funktion ist das Auto: das „authentische“ Kraftgefühl, welches einem der Druck aufs Gaspedal vermittelt. Philosophen vom Gegenpol sind…

Frei macht einen erst das Trauma des Misserfolgs . . .

. . . denn wie sonst ist es überhaupt möglich, die Erfahrung echter Ungebundenheit zu machen? Was anders als Demütigung vermöchte einen zu lösen von den substantiellen Vorstellungen, die man über sich hegt? Mit dem Hinschmelzen derselben erst wird eine Person frei von allem, was sie festlegte. Dies Bewußtsein hat die Furcht des Todes, des…

Abgeschiedenheit ist besser als Liebe

Die Lehrer loben gar gewaltig die Liebe, wie zum Beispiel Sankt Paulus mit den Worten: »Was ich auch üben mag, habe ich nicht Liebe, so habe ich gar nichts.« Ich aber lobe die Abgeschiedenheit mehr als alle Liebe. Zum ersten darum, weil das Gute an der Liebe ist, dass sie mich zwingt, Gott zu lieben….

Identität – geht vorüber

Ehrgeiz ist der Tod des Denkens, denn er pocht auf das Ich und dessen dessen Besitztümer: Theorien, Vorstellungen, Träume, Urteile, Wissensstücke – Inbegriff von Identität. Ist aber Identität nicht ein Trugbild? Klar, zwei Steine z. B. können nicht identisch sein, sonst wär’ es einer. Dass aber ein Ding mit sich selbst identisch sein soll, ist…

Dionysos

Den Griechen war deshalb das geschlechtliche Symbol das ehrwürdige Symbol an sich, der eigentliche Tiefsinn innerhalb der ganzen antiken Frömmigkeit. Alles einzelne im Akte der Zeugung, der Schwangerschaft, der Geburt erweckte die höchsten und feierlichsten Gefühle. In der Mysterienlehre ist der Schmerz heilig gesprochen: die »Wehen der Gebärerin« heiligen den Schmerz überhaupt, – alles Werden und Wachsen, alles Zukunft-Verbürgende bedingt den…

Wesen der Wahrheit

Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. MENSCHLICHES ALLZUMENSCHLICHES Das Leben kein Argument. – Wir haben uns eine Welt zurechtgemacht, in der wir leben können – mit der Annahme von Körpern, Linien, Flächen, Ursachen und Wirkungen, Bewegung und Ruhe, Gestalt und Inhalt: ohne diese Glaubensartikel hielte es jetzt keiner aus zu leben! Aber damit…

Grausamer Grund der Kreativität

. . . das Sein der endlichen Dinge als solches ist, den Keim des Vergehens als ihr Insichsein zu haben; die Stunde ihrer Geburt ist die Stunde ihres Todes. – HEGEL Logik Dionysos: Sinnlichkeit und Grausamkeit. Die Vergänglichkeit könnte ausgelegt werden als Genuß der zeugenden und zerstörenden Kraft, als beständige Schöpfung. – NIETZSCHE Wille zur…

Hass auf die Einsamen

Ungerechtigkeit und Schmutz werfen sie nach dem Einsamen: aber mein Bruder, wenn du ein Stern sein willst, so mußt du ihnen deshalb nicht weniger leuchten! Und hüte dich vor den Guten und Gerechten! Sie kreuzigen gerne die, welche sich ihre eigne Tugend erfinden – sie hassen den Einsamen. ALSO SPRACH ZARATHUSTRA

Was ist also Wahrheit?

Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen,…

Was den Menschen vom Tier unterscheidet

. . . und wenn die gesamte Natur sich zum Menschen hindrängt, so gibt sie dadurch zu verstehen, daß er zu ihrer Erlösung vom Fluche des Tierlebens nötig ist und daß endlich in ihm das Dasein sich einen Spiegel vorhält, auf dessen Grunde das Leben nicht mehr sinnlos, sondern in seiner metaphysischen Bedeutsamkeit erscheint. Doch…

Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet sein Hauptkräfte in der Verstellung

. . . denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtier-Gebiß zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das…

Der gemütliche Atheismus der DDR

Es gibt eine verblüffende Stelle in Nietzsches ANITCHRIST (10): “Der protestantische Pfarrer ist Großvater der deutschen Philosophie, der Protestantismus selbst ihr peccatum originale [ihre Erbsünde]. Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums – und der Vernunft …” IMHO hatte das von Nietzsche beklagte deutsche Programm – der Säkularisierung im Kielwasser des Protestantismus – seine…

Etappen zur Überwindung des Nihilismus

Nackt hatte ich einst Beide gesehn, den grössten Menschen und den kleinsten Menschen: allzuähnlich einander, allzumenschlich auch den Grössten noch! Von da an sind alle meine Schriften Angelhaken: vielleicht verstehe ich mich so gut als jemand auf Angeln? … Wenn Nichts sich fing, so liegt die Schuld nicht an mir. Die Fische fehlten. Wir aber…

Todestrieb

Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das verstand ich als Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters. Nicht um von Schrecken und Mitleiden loszukommen, nicht um sich von einem gefährlichen Affekt durch…

Identität ist einer Funktion der Schwäche

Daß die Lämmer den großen Raubvögeln gram sind, das befremdet nicht: nur liegt darin kein Grund, es den großen Raubvögeln zu verargen, daß sie sich kleine Lämmer holen. Und wenn die Lämmer unter sich sagen »diese Raubvögel sind böse; und wer so wenig als möglich ein Raubvogel ist, vielmehr deren Gegenstück, ein Lamm – sollte…

Nur das Unnatürliche kann die Natur zur Preisgabe ihrer Geheimnisse zwingen

Es giebt einen uralten, besonders persischen Volksglauben, dass ein weiser Magier nur aus Incest geboren werden könne: was wir uns, im Hinblick auf den räthsellösenden und seine Mutter freienden Oedipus, sofort so zu interpretiren haben, dass dort, wo durch weissagende und magische Kräfte der Bann von Gegenwart und Zukunft, das starre Gesetz der Individuation, und…

Naivität des Wissenschaftlers

Jede Zeit hat ihre eigene göttliche Art von Naivetät, um deren Erfindung sie andre Zeitalter beneiden dürfen: – und wie viel Naivetät, verehrungswürdige, kindliche und unbegrenzt tölpelhafte Naivetät liegt in diesem Überlegenheits-Glauben des Gelehrten, im guten Gewissen seiner Toleranz, in der ahnungslosen schlichten Sicherheit, mit der sein Instinkt den religiösen Menschen als einen minderwerthigen und…

Logik des Traums

Freud soll irgendwann aufgehört haben, Nietzsche zu lesen, weil es ihn demotivierte, seine Theorie fortzubauen. Vielleicht hat er ihn aber heimlich doch gelesen und dann nurmehr ausgedeutet. Der 13 Aphorismus in Menschliches Allzumenschliches, in welchem Nietzsche beschreibt, wie und warum wir träumen, ist eines des bemerkenswertesten Zeugnisse deutscher Luzidität: „Im Schlafe ist fortwährend unser Nervensystem…

Das Ungriechische im Christentum

Die Griechen sahen über sich die homerischen Götter nicht als Herren und sich unter ihnen nicht als Knechte, wie die Juden. Sie sahen gleichsam nur das Spiegelbild der gelungensten Exemplare ihrer eignen Kaste, also ein Ideal, keinen Gegensatz des eignen Wesens. Man fühlt sich miteinander verwandt, es besteht ein gegenseitiges Interesse, eine Art Symmachie. Der…

Persönliche Notwendigkeit des Unglücks

…alles, was mit dem Unglück verbunden sein kann, kümmert den lieben Mitleidigen nicht: er will helfen und denkt nicht daran, daß es eine persönliche Notwendigkeit des Unglücks gibt, daß mir und dir Schrecken, Entbehrungen, Verarmungen, Mitternächte, Abenteuer, Wagnisse, Fehlgriffe so nötig sind wie ihr Gegenteil, ja daß, um mich mystisch auszudrücken, der Pfad zum eigenen…

Wer nicht genau sieht, sichert sich einen Vorsprung

Herkunft des Logischen. – Woher ist die Logik im menschlichen Kopfe entstanden? Gewiß aus der Unlogik, deren Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muß. Aber unzählig viele Wesen, welche anders schlossen, als wir jetzt schließen, gingen zugrunde: es könnte immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das »Gleiche« nicht oft genug aufzufinden wußte, in betreff der…

P. Bowles HIMMEL ÜBER DER WÜSTE

Da wir nicht wissen wann wir sterben werden, sehen wir das Leben wie einen unerschöpflichen Brunnen. Und doch geschieht alles nur wenige Male. Unsere Erlebnisse wiederholen sich nur sehr selten. Wie oft noch wirst du dich an einen Nachmittag in deiner Kindheit erinnern? Einen Nachmittag, der sich so tief in dein Wesen eingeprägt hat, das…

Arbeitswerttheorie als Weiterung des Christentums

Die Arbeitswerttheorie behauptet, dass die Quelle des Wertes einer Ware ausschließlich rührt aus der Arbeit eines Menschen, der ihr gegenüber lebt – nicht also etwa eines Toten, der z. B. eine Maschine gebaut oder erfunden hat, oder eines Tieres, einer Naturkraft; die leisten alle keine Arbeit im Sinne der Arbeitswerttheorie. Weder Tiere noch tote Menschen,…

Wittgensteins Fluß-Metapher

„Man könnte sich vorstellen, daß gewisse Sätze von der Form der Erfahrungssätze erstarrt wären und als Leitung für die nicht erstarrten, flüssigen Erfahrungssätze funktionierten; und daß sich dieses Verhältnis mit der Zeit änderte, indem flüssige Sätze erstarrten und feste flüssig würden. // Die Mythologie [i. e. die unbezweifelten Sätze] kann wieder in Fluß geraten, das Flußbett…

Warum der Mensch sich unterwerfen muss

„Der Mensch ist ein Tier, das, wenn es unter anderen seiner Gattung lebt, einen Herrn nötig hat. Denn er mißbraucht gewiß seine Freiheit in Ansehung anderer seinesgleichen … Er bedarf also eines Herrn, der ihm den eigenen Willen breche und ihn nötige, einem allgemeingültigen Willen, dabei jeder frei sein kann, zu gehorchen“ IMMANUEL KANT

Hegels Philosophie in zwei Sätzen

Es kömmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des Systems selbst rechtfertigen muß, alles darauf an, das Wahre nicht als Substanz, sondern ebensosehr als Subjekt aufzufassen und auszudrücken. Zugleich ist zu bemerken, daß die Substantialität sosehr das Allgemeine oder die Unmittelbarkeit des Wissens als diejenige, welche Sein oder Unmittelbarkeit für das Wissen ist,…

1-Hegels Haupt-Gedanke (Begriff des Widerspruchs)

Hegels Auffassung des Widerspruchs als Wesen des Begriffes. Ein Begriff ist die Nämlichkeit von Gleichheit und Unterschied. In einer Hinsicht liegt immer auch das, was sie ausspart. Die Vorstellung des Widerspruchs, nicht der Zusammenschau oder Ganzheit erschließt Hegels Philosophie. In der Tat hat das nicht spekulative Denken sein Recht, das gültig. PHÄNOMENOLOGIE DES GEISTES 61…

2-Hegel als Psychoanalytiker (Mit den Begriffen der Psychoanalyse hätte Hegel sich verständlicher ausdrücken können.)

Die Hegels Lehre vom Sein entfaltet sich erst in der Psychoanalyse. Dort stellt der Todestrieb den Widerspruch dar.  Wenn dann weiter bei löblichen Leistungen anderer, um dieselben zu verkümmern, von Heuchelei gesprochen wird, so ist dawider zu bemerken, daß der Mensch sich zwar im einzelnen verstellen und manches verbergen kann, nicht aber sein Inneres überhaupt,…

3-Hegels Vernunft (als Hochamt des Widerspruchs und Quelle der Subjektivität)

Wo die Vernunft für Kant sich in Widersprüchen verfängt, erreicht sie für Hegel ihr Ziel. Wie Subjektivität einer Weiterung der Vernunft ist. Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig heißt es in der PHILOSOPHIE DES RECHTS. Der Satz kann zu einem kolossalen Missverständnis bis hin zur Ablehnung Hegels schlechthin…

4-Hegels Ontologie (Inhaltsleere der Substanz)

Nicht nur das Denken, auch das Sein ist widersprüchlich. Alles, was es gibt, besteht zugleich in dem,  was es nicht  ist (die eingenommene Koordinate bedeutet alle anderen). Sein ist unwirklich, insofern jegliche Vorhandenheit vom Nichtsein abhängt. Diesen Widerspruch teilt es mit dem Denken.  Die Stelle, welche Hegels gesamte Philosophie zusammenfasst, steht in der Vorrede zur…

5-Innigkeit von Liebe und Begriff (Hegels Berufung)

Liebe ähnelt der Logik (des Widerspruchs), insofern zwei Selbste (Liebende) einswerden, während sie zwei bleiben. Die Entsprechung von Liebe und (Hegelscher) Logik bahnt eine neue Philosophie an. Das Innige von Einheit und Unterschied, seine widersprüchliche Identität  zeigt Hegel den Weg aus der Sackgasse Kants und Fichtes. Hegel kann als erster den Widerspruch denken, weil er…

6-Hegels Begriff der Erfahrung (Raum und Zeit als Verblendungszusammenhang)

Wenn wir etwas allein anhand seiner Koordinaten – nicht seiner Widersprüchen – feststellen, begünstigen wir Unverbundenheit und Mechanik auf Kosten von Gemeinschaft und Entwicklung.  Auch abwesende Dinge formen unsere Erfahrung.  Erst nehmen wir die Dinge wahr, wie sie in Raum und Zeit erscheinen, dann stellen wir Überlegungen zu ihnen an – glaubt man heut‘ in…

7-Freiheit als Zweck der Geschichte (besteht darin, sich von immer weniger imponieren zu lassen)

Geschichte ist die Befreiung des Menschen von jeglicher Form der Obrigkeit durch  Herausstellung ihrer inneren Widersprüche, der Grundlosigkeit und Unlogik von Machtverhältnissen. Bedroht wird die Freiheit dabei niemals durch Pflichten, sondern durch die Bewunderung und Zeitopfer für Autoritätspersonen. Sie besteht in der Weigerung, diese mit Ganzheit oder Selbstsicherheit auszustatten. Sie ist die Weigerung, irgendjemand als…

8-Freiheit ist die Fähigkeit zu verneinen

Freiheit besteht in der Fähigkeit,  Gebote von Autoritäten zu verneinen.  Sich selbst erreicht das Subjekt erst, wenn es nicht im Trotz verharrt.  Nach Hegel heißt das erhabenste Ziel des Lebens FREIHEIT. Sie geht einher mit Vernunft, welche einsetzt durch die Überwindung des Selbstbewusstseins. Selbstbewußtsein verdankt sich zunächst der Anerkennung, zerfällt aber, indem diese prekär wird,…