Emanzipation vergrössert den Klimafußabdruck

Philosophien, welche den Klimawandel fördern, sind jene der Emanzipation, der Befreiung von Zwängen und der größtmöglichen Ausübung spontaner Macht. Der Körper und seine Bedürfnisse spielen die Hauptrolle. Was sein Zunehmen, seine Äußerungen hemmt, ist abzulehnen.


Inbegriff dieser Funktion ist das Auto: das „authentische“ Kraftgefühl, welches einem der Druck aufs Gaspedal vermittelt.


Philosophen vom Gegenpol sind anti-emanzipatorisch, indem sie das System über seine Bestandteile stellen. Sie verkehren „Emanzipation“ in Unterwerfung: frei macht, was uns hemmt oder einfasst – abhärtet usf.
Die auf Mehrung der menschlichen Möglichkeiten eingestellten, jeden Zwang abschüttelnden Vertreter vertrauen auf Innovation, um den Klimawandel zu mildern oder abzustellen, letztlich auf vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde.


Die anti-emanzipatorisch eingestellten Vertreter fordern die Einschränkung oder Umdeutung menschlicher Möglichkeiten: „Emanzipation“ durch Züchtigung, nicht Genuss des Körpers (Ab- statt Zunehmen).


Die Parteien, ihre Ansprüche sind unversöhnlich. Daher die Bitterkeit in ihrem zu beobachtenden Kampf.


Ich denke, die Demokratie als Regierungsform fördert Emanzipation im Sinne der Mehrung persönlicher Macht, die Fantasie ungeahnter Möglichkeiten für einen selbst und daher ständige Unzufriedenheit mit dem Hier und Jetzt.


Die mönchische Form des anti-emanzipatorischen Vormarsches ist kaum mehrheitsfähig.


Was wird also werden?


Da für die großen Demokratien nach meiner bisherigen Kenntnis der Lage die Weiterungen des Klimawandels nicht tödlich werden, kommt es mir wahrscheinlicher vor, dass ihnen aus diesem Lager bestenfalls durch Geoengineering begegnet wird. Der mehrende Lebensstil wird sonst nicht in Frage gestellt. Gegenüber den Opfern des Klimawandels, wenn ich es richtig sehe ca. 1/3 der Menschheit, kann man sich nur mit Mitleidlosigkeit behaupten.


Eine Alternative wäre der eingezogenere Lebensstil, der die CO2-Last verringert. Für so ein Leben ist keine merhheitsfähige Philosophie im Schwange. Vielleicht bräuchte es auch eher eine Religion.