Ruth Herschberger ADAM’S RIB

Ruth Herschberger, geboren 1917 in Philipse Manor, New York, gestorben am 14. Oktober 2014, war eine amerikanische Schriftstellerin.

Herschberger wuchs in Chicago auf und studierte an der University of Chicago und am Black Mountain College. Sie war Feministin zu einer Zeit, als es noch keine aktive Frauenbewegung gab. Ihre Gedichte wurden in Fachzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Sie veröffentlichte zwei Gedichtbände, A Way of Happening (1948) und Nature & Love Poems (1969), sowie das Prosabuch Adam’s Rib (1948), ein Protest gegen Geschlechterstereotypen. Außerdem verfasste sie preisgekrönte Übersetzungen von Wladimir Majakowski. Zu ihren Auszeichnungen gehören der Hopwood Award for Poetry, der Midland Authors Award for Poetry und der Harriet Monroe Memorial Prize.

Liebe und Scham

In Platons Symposion präsentiert Aristophanes, einer der anwesenden Gäste, als Komödiendichter eine humorvolle, aber extrem einflussreiche Rede über die Natur der menschlichen Liebe. Er erzählt eine Schöpfungsgeschichte, in der die ursprünglichen Menschen vier Arme, vier Beine und zwei Gesichter hatten. Diese Wesen waren sehr mächtig und stellten eine Bedrohung für die Götter dar.   Aus…

René Girard vs. Psychoanalyse

Sowohl Sigmund Freud als auch René Girard bieten tiefgreifende, aber deutlich unterschiedliche Theorien über die Natur des menschlichen Begehrens an, wobei Freud das Begehren auf familiäre Beziehungen und frühe Kindheitserfahrungen konzentriert, während Girard ein Modell des mimetischen Begehrens und der Sündenbocktheorie vorschlägt, wobei beide Ansätze ihre eigenen Kritikpunkte und potentiellen Begrenzungen aufweisen.

Ursache des Denkens ist der Hass auf Geschwister …

Der Wissensdrang der Kinder erwacht … überhaupt nicht spontan, etwa infolge eines eingeborenen Kausalitätsbedürfnisses, sondern unter dem Stachel der sie beherrschenden eigensüchtigen Triebe, wenn sie – etwa nach Vollendung des zweiten Lebensjahres – von der Ankunft eines neuen Kindes betroffen werden. Diejenigen Kinder, deren Kinderstube nicht im Hause selbst eine solche Einquartierung empfängt, sind dann…

Trieb | Begehren

Die Verwechslung dieser beiden sehr unterschiedlichen klinischen und begrifflichen Kategorien rührt daher, dass sie uns beide auf außergewöhnliche Weise „antreiben“: Die Befriedigung, die sie anstreben, entspricht nicht der Befriedigung unserer organischen oder biologischen Bedürfnisse. Aber darüber hinaus sind sie sehr unterschiedlich. Wir begehren, was wir nicht bekommen haben, nachdem unsere Wünsche erfüllt wurden – das…

Plotten und zersetzen

KI-generierte Texte stellen keine Gefahr für das fiktionale Schreiben dar, da dieses – letztlich – auf den Durchbruch des Unbewussten (Überraschung, Sex, Epiphanie, nenn’s, wie du sonst noch möchtest) aus ist. In einer guten fiktionalen Geschichte wird eine Maske heruntergerissen, um einen zu ergötzen mit dem, was sich darunter befindet. Das nicht anders zu erreichen…

Die 13. Fee

Mich interessiert auch, woher der rhetorische Elan und die Neigung zur radiklaen Gleichberechtigung, kombiniert mit der Auflösung der Geschlechter des Wokismus kommt. Einen Schlüssel könnte die Weltanschauung der Psychoanalyse liefern. Diese würde ich, wie folgt, zusammenfassen: Es gibt eine Grundsubstanz oder Energie, aus welcher sich der Kosmos, schließlich das organische Leben bildet. Diese wird im…

Die Frau existiert nicht …

… einer dieser reizenden Gedanken von Lacan, der erst fruchtbar wird, wenn wir uns unerschrocken auf ihn einlassen. Dann wird nämlich klar, dass „Frau“ und „Mann“ nicht körperlich, sondern als Einstellung zu der Rolle gemeint sind, die uns das Leben auferlegt. Nach solcher Auffassung kommen wir nicht umhin, irgendeine Rolle zu spielen, einen Text zu…

Vom Wesen des Sexes

Die Psychoanalyse hat sich nicht auf die Sexualität gestürzt, sie ans Licht gezerrt und dann versucht, mehr oder weniger alles mit ihr zu erklären. Dies würde voraussetzen, dass Sexualität ein klar abgegrenzter (wenn auch schamhaft verschleierter) Bereich der menschlichen Natur ist, an sich unverfänglich und problematisch nur in ihrer Beziehung zu anderen menschlichen Formaten, insbesondere…

Scham

Wann schämen wir uns eigentlich? Ein schockierendes Beispiel liefert die portugiesische Pianistin Maria Joao Pires. Sie merkt in dem Clip, auf den ich hier zeige, dass sie für das Mittagskonzerts in Amsterdam das falsche Mozart-Konzert einstudiert hat. Es gelingt ihr zwar, die Situation zu retten, aber für einen Moment tut sich ein Abgrund auf. Dieser…

Männerfreundschaften …

… beruhen auf zwei wunden Punkten. Männer vertrauen einander nur, wenn sie den wunden Punkt des anderen kennen. Ihre Freundschaft besteht dann darin, diesen vor anderen – besonders vor Frauen – zu verleugnen. Männerfreunde helfen sich bei der Simulation der Überlegenheit des anderen. Genau aus diesem Grund ist sein Schwachpunkt die Voraussetzung. Erst wer diesen…

Der Detektiv ist eine Frau

Gender bezeichnet eine Rolle, die wir zufällig spielen, Geschlecht dagegen die Art und Weise, wie wir uns vergnügen – es gibt nur zwei: die schweinische und die durchtriebene. Die beiden ergänzen sich nicht, sondern schließen einander aus. Schweinische klingt „männlich“, durchtrieben „weiblich“. Es gibt aber, das macht die Sache komplizierter, „schweinische“ Frauen und „durchtriebene“ Männer….

Geschlecht als Form der Begierde

Das Geschlecht ist eine Antwort auf die Beleidigung der Geburt. Denn indem wir zur Welt kommen, werden wir sterblich. Wir sind nicht in der Lage, uns zu vermehren, sondern können uns nur noch fortpflanzen, einen Teil beitragen zu etwas Neuem, das uns nie ganz wiederholt. Unser Leib ist, so gesehen, nicht vollständig. Ihm fehlt Unsterblichkeit….

Die Blaue Blume des Sex

Wir können uns nicht durch Teilung vermehren, sind daher verkürzt. Wenn wir Klone absondern könnten, würden wir ewig leben. Hingegen kommen wir dadurch zur Welt, dass zwei Erbgutträger aus diversen Quellen sich vereinen. Diese müssen notwendig rudimentär – sterblich – sein, sonst wäre die Fusion ihrer Beiträge überflüssig. Darin besteht das Wesen des Geschlechts (engl….

L’amour, c’est donner ce qu’on n’a pas à quelqu’un qui n’en veut pas

„Liebe ist, jemandem, der es nicht will, etwas zu geben, das man nicht hat“, raunt Lacan. Ein mystischer Gedanke, wie die meisten Lacans, was ihm den Ruf des „Scharlatans“ (Chomsky) eingetragen hat. So gesehen, braucht man nicht weiter nachzudenken über seine Äußerung. Was, wenn man’s doch tut? Kann ich jemandem etwas geben, das ich nicht…

Sex – Gender – Geschlecht

Sex ist ein Überschuss an Lebensenergie, der an keine besonderen Vorgänge gebunden ist, sondern sich irgendwelchen Dingen anschließt, die auch ohne ihn Bestand hätten. Ein schöner Bild dafür ist der Schnuller des Säuling, an dem zweckfrei ein Überschuss an Energie abgenuckelt wird. Auch wenn Kinder nicht einschlafen können, schwelt in ihnen noch ein Überschuss, der…

Sexuelle Fantasie der Frau

In La Maison beschreibt die Autorin Emma Becker ihre Zeit als Hure. Die Fantasie kreist dabei um einen merkwürdigen Freier, zu dessen „Bedienung“ sich alle Frauen des Privat-Bordells, in dem sie zwei Jahre anschaffte, drängten. Die von Becker beschriebenen Freudenmädchen blieben, sie eingeschlossen, im Kontakt mit ihren Kunden meist körperlich taub, beim „Professor“ aber kamen…

Rechtfertigung des Widerspiels

In de Sades Juliette spekuliert der mörderische „Papst Pius“, die Natur sei eine rein schöpferische Kraft, Urgrund des Seins, aus dem sie eine Vielzahl von Formen hervorbringe, mineralische, pflanzliche und tierische. Der Wunsch der Natur nach immer neuen und anderen Nachkommen sei unerschöpflich. Sind einzelnen Formen jedoch einmal geschaffen, hat die große „blinde Mutter“ kein…

Diversität und Wunde des Seins

Das Mantra der Diversität sieht systematisch ab von einem Quell der Vielfalt, welche demnach ursachenlos vorgestellt werden soll. Und wenn sie trotzdem stimuliert ist, sich also etwas verdankt, das sie hervortreibt? Was immer das sein mag, es wäre dann in der Lage, Diversität nicht nur ins Leben zu rufen, sondern auch wieder zurückzunehmen, eine Urkraft…

Geschlecht | Gender

Der Begriff Gender ist eine Pointe der feministischen Theorie des Sexus, die zu guter Letzt nicht nur das männliche Privileg, sondern den Unterschied Mann|Frau überhaupt abschaffen will. Ab Mitte der 80er wurde die Vorstellung des Geschlechts immer verdächtiger und zusehends aufgegeben um der entschärften Kategorie des Genders willen. Dessen These hat die Sexualität abgelöst vom…

Angst – Leitung zur Sprache

Horror-Film und Komödie haben mit dem zu tun, was uns Angst macht: der obszönen Gegenwart der Universalie – deren unheimliche Abwesenheit sonst das Gewebe von Sprache und Sein verursacht.

Neid ist die Wurzel der Gerechtigkeit

Was man dann später in der Gesellschaft als Gemeingeist, esprit de corps usw. wirksam findet, verleugnet nicht seine Abkunft vom ursprünglichen Neid. Keiner soll sich hervortun wollen, jeder das gleiche sein und haben. Soziale Gerechtigkeit will bedeuten, daß man sich selbst vieles versagt, damit auch die anderen darauf verzichten müssen, oder was dasselbe ist, es nicht fordern…

Subjekt ist mehr als Identität

Die Gender-Theorie fragt: Wie kann eine Person dem heterosexuellen Diktat entkommen, in welches sie geboren wurde? Es geht um Identität, wird davon ausgegangen, dass unsere symbolische Ordnung oder Kultur patriarchalisch-heterosexistisch ist und einem die Identität vorschreibt. Deren Grenzen sind aber fließend, weil Identitäten oder Rollen einem nicht ein– für allemal auferlegt werden können, sondern von…

Aus der natürlichen Arbeitsscheu der Menschen leiten sich die schwierigsten Probleme ab

Keine andere Technik der Lebensführung bindet den Einzelnen so fest an die Realität als die Betonung der Arbeit …, [die unerlässlich ist] zur Behauptung und Rechtfertigung der Existenz in der Gesellschaft … Und dennoch wird Arbeit … von den Menschen wenig geschätzt. Man drängt sich nicht zu ihr wie zu anderen Möglichkeiten der Befriedigung.

Penis-Wahn

Das auseinandersetzende Denken und Sprechen bleibt gleichwohl im Banne dessen, dem es entkommen möchte – infolge der Zwangsvorstellung einer Superrolle, die alles, wonach einem ist, wirklich wahr werden lässt. Immer am Ziel ihrer Wünsche, widersteht sie jeglicher Auseinandersetzung oder »Entmannung«. So gelingt es der Vernunft niemals ganz, die Einbildung zu verwinden. Ohne auseinandergesetzt zu werden,…

„Die Frau existiert nicht …“

Lacans Aussage bleibt nur verblüffend, wenn man die ungewöhnliche Bedeutung seiner Geschlechts-Auffassung nicht nachvollzieht und meint, „Existenz“ sei etwas Echtes. Nach Lacan verdankt dieser Begriff sich aber einem Aberglauben, der Voraussetzung dafür ist, dass wir etwas Bestehendes wahrnehmen.

Der Geschlechtstrieb ist unbestimmt

Männer wie Frauen suchen in erster Linie Genuss. Wobei es sein mag, dass beider Organe nur im Koitus völlig zur Auswirkung kommen können – was sie aber nicht von Haus aus oder nur dunkel zu wissen scheinen. Damit es zur Befruchtung kommen kann, müssen zwei eher unbestimmte Begierden zusammenkommen.
Der Sieg über das Unorganische, den Tod, ist eine Folge der Verschwendung in der Natur.

Die Überholung der Schildkröte

Lacan meint, Achilles überhole die Schildkröte „im Realen“, Blondel dasselbe, wenn er von „der Tat“ redet, die etwas fertigbringt, was die reine Berechnung nicht schafft. Der Grenzwert der Unedlichkeitsrechnung ist eine fiktionale, also „nicht bestehende“ oder „nichtige“ Größe. Lacan und seine Gefolgschaft (Derrida …) nimmt das dann an der Unendlichkeit der Signifikantenreihe auseinander und wundert…

Unterschied zwischen den Geschlechtern

Trotzdem mache ich einen sogar rigorosen Unterschied zwischen den Geschlechtern, die ich für unterschiedliche Formen des „seelischen Vampirismus“ halte = der Art und Weise, die Abwesenheit dessen zu verarbeiten, wonach uns als Menschen immerzu ist. Der/die Menschende ist nach meiner Beobachtung und inzwischen auch Auffassung unabhängig von dem Geschlechtsteil entweder „männlich“ oder „weiblich“, etwas Weiteres…

Über-Ich und Moralapostel

Das Über-Ich ist nun mal eine Triebgestalt, die ihr Mütchen “im Interesse der Allgemeinheit” kühlt. Die Nummer gleicht dann der dünnen Spiel-Handlung in einem Pornofilm und verrät sich auf Facebook häufig durch die obszöne Verwendung von Stimmung verspritzenden Bildschriftzeichen unter Beiträgen, die es “nicht fassen können” oder die Wortkette “immer noch nicht” wiederholen. Es bleibt…

Blick

Eines der fruchtbarsten Konzepte in dem romantischen Gedankengestrüpp Lacans. Er bedeutet nicht, was unsere Perspektive versammelt, sondern etwas in dem Gesichtsfeld, das dessen Ordnung oder Macht zerstört, das „bucklicht Männlein“ in dem Volksgedicht:   Will ich in mein Gärtlein gehn, will mein Zwiebeln gießen; steht ein bucklicht Männlein da, fängt als an zu niesen.  …

Männlich | weiblich – Maskenformen

Je mehr eine Maske als Maske zu erkennen ist, desto weiblicher wirkt ihr Träger. Schminke ist davon der ultimative Ausdruck. Die Maske (Form des Bewusstseins) setzt nur einen Leib, nicht aber dessen weitere Merkmale voraus. Je weniger sie als Maske zu erkennen ist, desto männlicher macht sie die sie tragende Person.

Bewusstsein als politisches Organ

Was den Aberglauben der Logiker betrifft: so will ich nicht müde werden, eine kleine kurze Tatsache immer wieder zu unterstreichen, welche von diesen Abergläubischen ungern zugestanden wird – nämlich, daß ein Gedanke kommt, wenn »er« will, und nicht wenn »ich« will; so daß es eine Fälschung des Tatbestandes ist zu sagen: das Subjekt »ich« ist die Bedingung…

Psychoanalyse und Katholizismus

Es gibt ja diese Interviewantwort von Lacan, die „einzig echte Religion“ sei „die römische“. Als Sohn einer strengkatholischen Mutter (sein kleiner Bruder wurde Mönch …) sollte Lacan also einen heimliches Kirchenprogramm mit seiner „Rückkehr zu Freud“ verfolgt haben? Nach der Seinslehre der Psychoanalyse kommt der Mensch, weil er zu früh geboren wird, uneinheitlich oder ohne…

Wesen der Verdrängung

Freud: Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit Freud_Vergesslichkeit Einen mächtigen Zuwachs an Interesse aber gewinnt das hier erläuterte Beispiel, wenn man erfährt, dass es uns geradezu als Vorbild für die krankhaften Vorgänge gelten darf, denen die psychischen Symptome der Psychoneurosen – Hysterie, Zwangsvorstellen und Paranoia – ihre Entstehung verdanken. … vermittels ähnlich oberflächlicher Assoziationen bemächtigt sich …

The Lady Eve …

… scheint mir unübertroffen. Der Wirrkopf (Screwball) wird hier gespielt von Peter Fonda, der ständig über seine eigenen Füße stolpert. Seine Partnerin macht ihn zum kompletten Narren, verliebt sich dabei aber in ihn. Kann sich eine Frau also nur in einen Mann verlieben, den sie durch den Kakao zieht? Das ist es nicht, und Peter…

Metonymie & Metapher

Es ist eben wie mit der Familienähnlichkeit: wir können sie in jedem Gesicht eines Mitgliedes wahrnehmen, es aber nicht als Paradebeispiel für etwas allen Gemeinsames vorzeigen, da dieses letztlich in einem Muster liegt, das durch etliche Bestandteile zustande kommt. Gleich dem Bild, welches in einem Mosaik, in jedem seiner Teile, anwesend ist, ohne in irgendeinem…

Die Kastrationsangst des ostdeutschen Mannes

Psychoanalytisch ist der Term „Kastration“ natürlich sinnbildlich aufzufassen, drückt aber vor allem emotional gut aus, worum es geht. „Alle Frauen sind kastriert, aber nicht nur“, las ich neulich bei Lacan, und: „Alle Männer sind kastriert, außer einem“ – der im unbewussten DDR-Männergemüt in Wandlitz lebte. Ich erinnere mich noch gut an die ratlosen Kamera-Bewegungen, welche…

Joan Copjec LIES MEIN BEGEHREN

Die Autorin bringt in ihrem Klassiker das psychoanalytischen Mantra in Stellung, um Kritiker von Ideologie und Zwängen mit einer übersehenen Freiheitschance zu konfrontieren. Die Kapitel ihres Buches nehmen dabei vor allem Ansichten Foucaults aufs Korn im Hinblick auf etwas Überschüssiges, das er Punkt für Punkt vernachlässige und das nicht in den Ordnungen oder Neurosen der…

Verschwörungstherorien …

… betrachten die Welt wie eine Leinwand oder Gardine vor einer ungeheuren Wirklichkeit, die sich dahinter verbirgt. Der ultimative Einblick bleibt letztlich verwehrt. Immerhin bringen ihn Löcher, die in den Schutzschirm gestoßen werden, näher. Deswegen verstärken gerade die widersinnigsten Behauptungen, die das Gewebe der Wirklichkeit massiv einreißen, die Hoffnungen auf den Durchbruch. Das Verhalten ist…

Was „Geschlecht“ wirklich ist – und warum es nur zwei davon gibt (die sich nicht vertragen)

Der Gender-Vormarsch sieht vieles richtig, nur eine Hauptsache, die ihm obendrein den Namen gibt, ist, wenn auch nicht 100%, so doch im entscheidenden Punkte verkehrt. Denn das Geschlecht ist nicht wie Klasse oder Rasse ein kultureller Oberton, der sozusagen mit der Mode geht, sondern eine unvergleichliche Weise, mit Welt und Leben fertig zu werden und…

Was ist denn dann „Geschlecht“?

Ich habe in der Auseinandersetzung mit J. Butlers Gender Trouble gefunden, dass „Geschlecht“ nicht auf derselben Stufe wie „Rasse“ oder „Klasse“ stehen, sich deswegen nicht entwickeln kann, also eine kulturübergreifende Alterität ausmacht. Die aber worin besteht? Spontan fällt mir als Antwort ein: Im voneinander abweichenden Verhältnis zur Schokolade! Da gibt es eindeutig ein „weibliches“ und…

Warum ich Nichtrauchern mißtraue

Ich rauche schon lange nicht mehr, würde mich deswegen aber nicht als Nichtraucher bezeichnen. Aufgehört habe ich mit dem Rauchen aus derselben Ursache, die meinen lebenslangen Abstand von Drogen bewirkte – Ekel vor Abhängigkeit. Die wenigen Erlebnisse, die ich in meiner Jugend mit Drogen hatte, waren dermaßen genussvoll, dass ich augenblicklich einen Riegel vorgeschoben hatte….

Warum hält Lacan Homosexualität für „pervers“?

Ich versuche mir immer mal wieder einen Reim auf die Lacansche Terminologie und das Gedankengebäude dahinter zu machen, etwa: dass die seelische Ordnung des Menschen entweder “hysterisch”, “obsessiv” oder “pervers” sein muss. Zur Veranschaulichung wird dann von Lacan noch gesagt, Frauen seien in der Regel “hysterisch”, Männer “obsessiv” und z. B. Homosexuelle “pervers” – weil…

objet a als Ungeheuer

Lacan hat den Begriff objet a geprägt für den Gegenstand eines endlosen Grundwollens. Das objet a ist Ausdruck für die Unvollständigkeit der Welt – etwas, das es nie gibt. Außer im Horror-Film, wo es verkörpert wird durch das Ungeheuer. Das Ungeheuer stellt etwas dar, dass es nicht gibt. Diese Widersprüchlichkeit macht es unheimlich. Der Begriff,…

Psychoanalyse | Wittgenstein

Die Psychoanalyse unterscheidet zwei Sprachspiele: Bewusstes und Unbewusstes. Sie ordnen z. T. selbe Gegenstände einander verschieden zu. Lacan setzt nur Verstand gleich mit Bedeutung. Die unterbrochen werden kann, indem unwissende Sprachspiele dieselben Gegenstände reklamieren. Für Wittgenstein ist dagegen jedes Sprachspiel gleich maßgebend, Bewusstsein also nur ein Sonderfall der Bedeutung. Wissen muss falsifizierbar, Verstand optimierbar sein,…

Freud | Lacan

Bei der Psychoanalyse geht es immer um Sex. Dabei weiß diese Lehre kaum etwas über Sex, könnte also keine Ratschläge geben. Vielmehr stellt sie fest, wie Sex zustande kommt, nämlich als etwas Überflüssiges, das den Menschen – nach Freud – sogar unmenschlich macht. Freud beobachtet, dass Sex aus dem besteht, was übers Ziel hinausschießt. Egal,…

Sex

„Nichts ist abstoßender“, schreibt Davila, „als das, was der Dummkopf ‚eine harmonische und ausgeglichene sexuelle Aktivität‘ nennt. Die hygienische und methodische Sexualität ist die einzige Perversion, die die Dämonen ebenso verabscheuen wie die Engel.“ Was will der Philosoph uns damit sagen? Ich hole Freud zur Hilfe: „… man müsste sich, so befremdend das auch klingt,…

Das Begehren ist das Begehren des anderen …

Dieser Kernsatz Lacans könnte missverstanden werden im Sinne Girards: dass wir uns nur begeistern können für etwas, das andere möchten: indem sie darauf brennen, wird auch uns danach – so entstehen dann Konflikte usf. Nach Lacan ist uns  dabei jedoch mehr nach dem inneren Fiebern – von anderen. Wetteifernd, würden wir jemand sogar gewinnen lassen,…

Against Lacanism I A Conversation with André Green

Conversation held in Green’s office in Paris, 17.5.94. Published in Journal of European Psychoanalysis – No. 2 – Fall 1995-Winter 1996.                                                                                                                                             …

Die Frau gibt es nicht . . .

. . . ist der herausfordernder Witz von Lacans quantischer „Formel der Sexuierung“.   Was er damit aber eigentlich sagen will: Männer tragen Toupets – Frauen Schminke.   Was ist der Unterschied?   Das Toupet will über etwas hinwegtäuschen, die Schminke stellt etwas vor. Schminke ist insofern ehrlicher im Hinblick auf einen Mangel als Toupet….

Kultureller Marxismus

. . . ist so ein Reizwort, das sich aus Blüten wie der Gender-Theorie entwickelt hat. Gewissermaßen geht es bei dem Streit dann darum, ob es das Paradies gegeben hat oder nicht. Das rechte oder konservative Lager nimmt an, die Erzählung vom Garten Eden beschreibe in verklausulierter Form eine „30.000 Jahre alte“ Tatsache, aus der…

Verliebtheit

Was einen an einer anderen Person magisch und unausweichlich anzieht, jene kaum fassbaren, merkwürdig partiellen Gründe, wird Projektion genannt, weil der Mitmensch dabei nicht erkannt, sondern besetzt wird. Aber gibt es eine andere Verliebtheit als jene, in dem anderen etwas zu vermuten, das man einmal verloren hat? Kann Verliebtheit daher nie auf Gegenseitigkeit beruhen, sondern…

Anti | Ödipus

Kritik an der Psychoanalyse entzündet sich am Begriff des Begehrens. Die Psychoanalyse meint, dass Begehren Ausdruck eines unbehebbaren Mangels, eines „Lochs in der Seele“ ist – ihre Kritiker dagegen deuten das Begehren als Hinweis echter Möglichkeiten im Hier und Jetzt. Der Psychoanalytiker könnte etwa sagen, dass Rauchen einsteht für etwas sonst nicht zu Habendes, sein…

Rassismus ist der Grund des Bewußtseins

Man muss sich dafür einen Konflikt vorstellen, am besten einen prototypischen – im Fitness-Studio beispielsweise – wenn die Person auftaucht, die den Spind genau neben dem eigenen belegt hat, obwohl alle anderen frei sind, und verlangt, dass man ihr Platz macht. Die Gefühle, die man dann beherrschen muss, sind die erste echte Antwort jedes Menschen…

Illusion und Chance der Hysteriker*innen

Nur weil im Innersten etwas fehlt, kommen wir ins Neue! Wie schwierig dieses innere Fehlen zu ertragen ist, zeigen die Hysteriker*innen, die – außen perfekt – heimlich zittern, es werde entdeckt, dass sie zuinnerst leer (nichts weiter als „eine Mogelpackung“) sind, und dem phallischen Traum nach mehr Macht nachhängen. Dabei würden doch gerade in der…

Nietzsche | Freud

NIETZSCHE & FREUD, wenn sie auch viel gemeinsam haben, unterscheiden sich doch erheblich im Hinblick auf ihre Erklärung der Bindungskraft des Wortes. Nietzsche denkt, wir gehorchen aus Angst, Freud denkt, wir gehorchen aus Freundschaft. Die Gründe für beider Gegensatz finde ich faszinierend. Nietzsche geht davon aus, dass unser Bewußtsein das Ergebnis eines Dressuraktes ist, voll…