Die Philosophien von Hegel und Wittgenstein – Zusammenfassung

Hegels Betrachtung gilt einem fortlaufenden Prozess, der uns durch das nötige Auftauchen von Widersprüchen immer wieder dazu zwingt, unsere Annahmen, Überzeugungen und Handlungen zu überprüfen und anzupassen. Hegel würde sagen, dass dieser Prozess der Dialektik ein zentraler Mechanismus ist, durch den sich die Vernunft entfaltet und die Freiheit realisiert wird. Für Ludwig Wittgenstein ist dabei…

Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie

Ludwig Wittgensteins Beobachtungen zum Wesen der menschlichen Seele stellen die überkommene Weisheitslehre des Abendlandes auf den Kopf, sind bis heute kaum wahrgenommen und ausgelegt worden. Ich zitiere hier einige Paragrafen aus Wittgensteins erstaunlichen „Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie“ und kommentiere sie.

Die Überholung der Schildkröte

Lacan meint, Achilles überhole die Schildkröte „im Realen“, Blondel dasselbe, wenn er von „der Tat“ redet, die etwas fertigbringt, was die reine Berechnung nicht schafft. Der Grenzwert der Unedlichkeitsrechnung ist eine fiktionale, also „nicht bestehende“ oder „nichtige“ Größe. Lacan und seine Gefolgschaft (Derrida …) nimmt das dann an der Unendlichkeit der Signifikantenreihe auseinander und wundert…

objet a als Ungeheuer

Lacan hat den Begriff objet a geprägt für den Gegenstand eines endlosen Grundwollens. Das objet a ist Ausdruck für die Unvollständigkeit der Welt – etwas, das es nie gibt. Außer im Horror-Film, wo es verkörpert wird durch das Ungeheuer. Das Ungeheuer stellt etwas dar, dass es nicht gibt. Diese Widersprüchlichkeit macht es unheimlich. Der Begriff,…

Psychoanalyse | Wittgenstein

Die Psychoanalyse unterscheidet zwei Sprachspiele: Bewusstes und Unbewusstes. Sie ordnen z. T. selbe Gegenstände einander verschieden zu. Lacan setzt nur Verstand gleich mit Bedeutung. Die unterbrochen werden kann, indem unwissende Sprachspiele dieselben Gegenstände reklamieren. Für Wittgenstein ist dagegen jedes Sprachspiel gleich maßgebend, Bewusstsein also nur ein Sonderfall der Bedeutung. Wissen muss falsifizierbar, Verstand optimierbar sein,…

Geek culture

I have always had a soft spot in my heart for geek culture, because at core, geeks care deeply about something, and I think it’s incredibly cool. Maybe it goes back to my adolescence, which I spent engrossed in fantasy novels and serial mysteries. In middle school, my clique of friends dubbed itself the „Multiplying…

Deleuze & Wittgenstein

Der schwere Angriff Deleuzes auf Wittgenstein (im Abécédaire) könnte meiner Meinung nach auf ein Missverständnis zurückgehen, besonders der Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus), die als argumentum ad absurdum gelesen werden muss, um ihre eigentliche Wirkung zu entfalten. Wittgenstein entwickelt im Tractatus das Schema nicht nur eines naturwissenschaftlichen, sondern auch jedes vorstellbaren metaphysischen Systems – als Parodie. Man…

Gedanken hängen nicht vom Gehirn ab

Keine Annahme scheint mir natürlicher, als daß dem Assoziieren oder Denken kein Prozeß im Gehirn zugeordnet ist; so zwar, daß es also unmöglich wäre, aus Gehirnprozessen Denkprozesse abzulesen. Ich meine das so: Wenn ich rede oder schreibe, so geht, nehme ich an, ein meinem gesprochenen oder geschriebenen Gedanken zugeordnetes System von Impulsen von meinem Gehirn…

Wittgensteins Utopie

Man kann einen alten Stil gleichsam in einer neuen Sprache wiedergeben; ihn sozusagen neuaufführen in einer Weise, die unserer Zeit gemäß ist. Man ist dann eigentlich nur reproduktiv. Das habe ich beim Bauen getan. – Was ich meine, ist aber nicht ein neues Zurechstutzen eines alten Stils. Man nimmt nicht die alten Formen & richtet…

Lego-Wittgenstein

1 Die Welt besteht aus Lego-Bauten.1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Lego-Bauten, nicht der Legosteine.1.11 Die Welt ist durch Lego-Bauten bestimmt und dadurch, dass es alle Lego-Bauten sind.1.12 Denn die Gesamtheit der verbauten Steine bestimmt, welche Bauten es gibt und welche es nicht gibt.1.13 Die Bauten aus Lego-Steinen sind die Welt.1.2 Die Welt zerfällt…

Wittgensteins Fluß-Metapher

„Man könnte sich vorstellen, daß gewisse Sätze von der Form der Erfahrungssätze erstarrt wären und als Leitung für die nicht erstarrten, flüssigen Erfahrungssätze funktionierten; und daß sich dieses Verhältnis mit der Zeit änderte, indem flüssige Sätze erstarrten und feste flüssig würden. // Die Mythologie [i. e. die unbezweifelten Sätze] kann wieder in Fluß geraten, das Flußbett…

Ewiges Leben

6.4312 Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt also ihr ewiges Fortleben nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen wollte. Wird denn dadurch das Rätsel gelöst, daß ich ewig fortlebe? Ist denn dieses ewige Leben…

Über Gewissheit

Warum bin ich denn so sicher, daß das meine Hand ist? Beruht nicht auf dieser Art Sicherheit das ganze Sprachspiel? Oder: Ist in dem Sprachspiel diese »Sicherheit« nicht (schon) vorausgesetzt? Dadurch nämlich, daß der es nicht spielt, oder falsch spielt, der Gegenstände nicht mit Sicherheit erkennt. Wenn Einer mir sagte, er zweifle daran, ob er…

Grundlosigkeit der Skepsis

Wenn einer Zweifel in mir immer aufrufen wollte und spräche: da täuscht dich dein Gedächtnis, dort bist du betrogen worden, dort wieder hast du dich nicht gründlich genug überzeugt, etc., und ich ließe mich nicht erschüttern und bliebe bei meiner Gewißheit – dann kann das schon darum nicht falsch sein, weil es erst ein Spiel…

Was ist Denken?

Ludwig Wittgenstein BEMERKUNGEN ÜBER DIE PHILOSOPHIE DER PSYCHOLOGIE Ich suche mir wieder irgendeinen Eintrag nach Zufall heraus: 184 – und tippe ohne Verständnis: „Wir können natürlich sein ‚Denken‘ von der Tätigkeit nicht trennen. Das Denken ist eben keine Begleitung der Arbeit; so wenig wie der denkenden Rede.“ Hier geht es wohl, nehme ich mal an,…

Hegels & Wittgensteins Kernpunkte

HEGEL fasst sein ganzes Denken inmitten der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes zusammen in folgendem Satz:  ‚Es kömmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des Systems selbst rechtfertigen muß, alles darauf an, das Wahre nicht als Substanz, sondern ebensosehr als Subjekt aufzufassen und auszudrücken.‘  WITTGENSTEIN sagt an ähnlich versteckter Stelle mitten in der…

Goethe über Gott

»Wenn man die Leute reden hört,« sagte Goethe, »so sollte man fast glauben, sie seien der Meinung, Gott habe sich seit jener alten Zeit ganz in die Stille zurückgezogen, und der Mensch wäre jetzt ganz auf eigene Füße gestellt und müsse sehen, wie er ohne Gott und sein tägliches unsichtbares Anhauchen zurechtkomme.  In religiösen und…

Träume sind Zahnschmerzen

Ludwig Wittgenstein ist sicher der Philosoph, der am meisten über Zahnschmerzen nachdenkt. Sie werden unentwegt herangezogen als Beispiel für „innere Zustände“. Insofern stehen sie auf derselben Ebene wie z. B. Absichten, Vorstellungen, Gedanken, Erinnerungen, Hoffnungen, Meinungen, welche sich alle – wie Zahnschmerzen – von Häusern, Autos, Wolken oder Pferden dadurch unterscheiden, dass man sie z….

Wittgenstein über das Denken

Man könnte sagen: in allen Fällen meint man mit “Gedanke” das Lebende am Satz. Das, ohne welches er tot, …eine bloße Lautfolge oder Folge geschriebener Figuren ist. Wenn ich aber ebenso von einem Etwas spräche, welches einer Konfiguration von Schachfiguren Bedeutung gibt, d.h., sie von einer beliebigen Zusammenstellung von Holzklötzchen unterscheidet, was könnte ich da…

WITTGENSTEINS ANLIEGEN

Ludwig Wittgenstein ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit. Ihm ist an der Überwindung der auf Plato und Aristoteles zurückgehenden und die Weltweisheit der letzten 2.000 Jahre prägenden Vorstellung gelegen, dass wir als Menschen einer Außenwelt gegenüberstehen, welcher wir uns durch „Werkzeuge“ des Denkens bemächtigen. Eine die Welt und ihre Verhältnisse handhabende Philosophie, die berechnet und begründet,…

DIE ILLUSION DES FORTSCHRITTS

Wittgenstein will die herkömmliche Philosophie des Gegenständlichen und seiner Berechnung ersetzen durch eine Philosophie spontaner Bedeutung und Besinnlichkeit. Die Philosophie der Berechnung entspringt der Auffassung, der Mensch stehe der Welt gegenüber und bediene sich seiner Vorstellung, um ihre Verhältnisse zu deuten und handzuhaben. Wittgenstein weist nach, dass unser Sein in der Welt nicht auf ihrer…

ENTSCHÄRFUNG DER METAPHYSIK

Wittgensteins stiftet kein eigenes System der Vergegenwärtigung, sondern hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Vergegenwärtigen zu verwinden: die darin liegende Vorstellung einer allem zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeit, deren Nachvollzug den Menschen zum erfolgreichen Verarbeiten von Gegenständen und der Welt bemächtigt. Der Metaphysiker formuliert solche Gesetze im Allgemeinen, bevor sie vom Forscher anschließend „durchgezogen“ und zweckmäßig…

WIE BEDEUTUNG ENTSTEHT

Wittgensteins Vormarsch demonstriert, dass wissenschaftliche Herangehensweisen wie Logik, Mathematik, Naturgesetze usw. Abkömmlinge oder „Abmagerungen“ von etwas Bedeutenderem sind, das in GRAMMATIK, LEBENSFORM und NATURGESCHICHTE sowie im Sinnbild des SPRACHSPIELS zum Ausdruck kommt. Die GRAMMATIK beinhaltet alle Möglichkeiten selbstverständlichen Sprechens und wird durch sonst nichts gerechtfertigt. Sie regelt, was es mit den Dingen auf sich haben…

BEREICHE DER BEDEUTUNG

Wittgenstein philosophiert immanent. Bedeutung kann demzufolge niemals erklärt, also auf etwas Vorgestelltes oder Theoretisches zurückgeführt, sondern nur beschrieben oder erlebbar gemacht werden. Das Besinnliche ist immer phänomenal. Es muss unmittelbar von seiner Erscheinung abgelesen werden. Oder es leuchtet ein infolge einer Neuordnung ursprünglich verwirrender Worte, durch kulturelles Einfühlen (im Fall fremder Rituale) oder die Erinnerung…

RÜCKHOLUNG DES SELBST – Wittgensteins Philosophie der Psychologie

Wittgensteins Neuformulierung des Wesens der Individualität dürfte, sofern sie einmal nachvollzogen wurde, mehr zur geistigen Gesundung Europas und des Westens beitragen als sämtliche parallel vorstellbare Psychotherapien oder ökonomische oder technische Allheilmittel. Wittgensteins Vormarsch gibt die frischeste, unerschrockenste und gesündeste Antwort auf die Fragen „Wer bin ich?“ und „Was ist ein Mensch?“ seit Sokrates. Wittgensteins Spätwerk…

VOM WERT DES RITUALS – Wittgensteins Bemerkungen über Frazers Golden Bough

Wittgenstein wurde schnell mehr von Künstlern geschätzt als von Philosophen, denen er die Rundumerklärung untersagte. Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Peter Handke, alles Wittgensteinianer – ebenso wie der US-Amerikaner David Foster Wallace, der eine vielversprechende Karriere als Mathematiker aufgab, um Schriftsteller zu werden. Der Filmemacher Terrence Malick, vom Studium her ein Philosoph, hat seine Doktorarbeit zwar…

MAN WIRD OFT VON EINEM WORT BEHEXT, ZUM BEISPIEL VOM WORT „WISSEN“ – Wittgensteins Über die Gewissheit

Wittgenstein möchte den Ausdruck „Ich weiß“ für Fälle reservieren, „in denen er im normalen Sprachverkehr gebraucht wird“ – weil, wie er in Über die Gewissheit 482 schreibt, „das ‚Ich weiß‘ keine metaphysische Betonung verträgt.“ Unter „metaphysisch“ versteht er, wie gesagt, „strenge Gewissheit“. Das Sprachspiel mit dem Wort „wissen“ aber sieht keine Superwahrheiten vor. Sie klingen…

„WAS AUF EINER LEITER ERREICHBAR IST, INTERESSIERT MICH NICHT“ – Wittgenstein über das Wunder der Normalität

Die Quelle jeglicher Stimmung und echter Besonderheit liegt für Wittgenstein in der Normalität. „Die für uns wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen“, schreibt Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen. „(Man kann es nicht bemerken, – weil man es immer vor Augen hat.) Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar…

LEERE STATT STOLZ – Wittgenstein zur idiotischen Identität

In seiner Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus) verblüfft Wittgenstein  mit folgender Behauptung: „Von zwei Dingen zu sagen, sie seien identisch, ist ein Unsinn, und von Einem [sic!] zu sagen, es sei identisch mit sich selbst, sagt gar nichts.“ (Tractatus 5.5303) Klar, zwei Steine zum Beispiel können nie ganz übereinstimmen, es wär᾽ sonst einer. Dass aber ein Ding…

DER NEUE STIL DES DENKENS

Der späte Wittgenstein denkt nicht abstrakt, sondern in Bildern bzw. Metaphern. Zum Beispiel schreibt er in Zettel 452: „Wie kommt es, dass die Philosophie ein so komplizierter Bau ist? Sie sollte doch gänzlich einfach sein, wenn sie jenes Letzte, von aller Erfahrung Unabhängige, ist, wofür du sie ausgibst. – Die Philosophie löst Knoten auf in…

WITTGENSTEINS PROGRAMM

Das Philosophieren Wittgensteins dreht sich in erster Linie um BEDEUTUNG (Stimmung) und weniger um ERKENNTNIS. „Was ist wahr?“ tritt zurück hinter „Was ist erheblich?“. Es geht Wittgenstein dabei weniger um einen klugen als um einen klaren Kopf. Als Sitz echter Bedeutung umkreist Wittgenstein das menschliche Miteinander, verkörpert im unbedachten Alltag und seiner Sprache, welche Wittgenstein…

WITTGENSTEIN UND HEIDEGGER / BUDDHISMUS

Unter den Philosophen kommt als einziger Heidegger an Wittgenstein heran. Was  unterscheidet die beiden noch? Heidegger ist sich wie Wittgenstein unserer unmittelbaren Umgebung und deren selbstverständlicher Verläufe als Sitz und Quelle echter Bedeutung oder Stimmung bewusst. Als trainierter Philosoph fragt er sich jedoch, wieso es dies alles – das Universum und seine Möglichkeiten – gibt…

Seelische Vorgänge

Die tiefsinnigste Antwort auf die Frage nach dem Wesen des Seelischen hab‘ ich bis heute bei Ludwig Wittgenstein gelesen – in seinen Philosophischen Untersuchungen, Abschnitt 332 (wie alles Tiefsinnige nicht gleich zu verstehen, aber ich schiebe Deutungen nach): „,Denken‘ nennen wir wohl manchmal, den Satz mit einem seelischen Vorgang begleiten, aber ‚Gedanke‘ nennen wir nicht…

„Der tiefe Aspekt entschlüpft leicht.“ Philosophische Untersuchungen 387

Wittgenstein Philosophische Untersuchungen 129: „Die für uns wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen. (Man kann es nicht bemerken, – weil man es immer vor Augen hat.) Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar nicht auf. Es sei denn, daß ihm dies einmal aufgefallen ist. – Und das heißt: das, was,…

Gedanken sind etwas Organisches

Man könnte sagen: in allen Fällen meint man mit “ Gedanke” das Lebende am Satz. Das, ohne welches er tot, …eine bloße Lautfolge oder Folge geschriebener Figuren ist. Wenn ich aber ebenso von einem Etwas spräche, welches einer Konfiguration von Schachfiguren Bedeutung gibt, d.h., sie von einer beliebigen Zusammenstellung von Holzklötzchen unterscheidet, was könnte ich…