Blick

Eines der fruchtbarsten Konzepte in dem romantischen Gedankengestrüpp Lacans. Er bedeutet nicht, was unsere Perspektive versammelt, sondern etwas in dem Gesichtsfeld, das dessen Ordnung oder Macht zerstört, das „bucklicht Männlein“ in dem Volksgedicht:
 
Will ich in mein Gärtlein gehn,
will mein Zwiebeln gießen;
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu niesen.
 
Will ich in mein Küchel gehn,
will mein Süpplein kochen;
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mein Töpflein brochen.
 
Will ich in mein Stüblein gehn,
will mein Müslein essen;
steht ein bucklicht Männlein da,
hat´s schon halb gegessen.
 
Will ich auf mein Boden gehn,
will mein Hölzlein holen;
steht ein bucklicht Männlein da,
hat mir´s halb gestohlen.
 
Will ich in mein Keller gehn,
will mein Weinlein zapfen;
steht ein bucklicht Männlein da,
tut mirn Krug wegschnappen.
 
Setz ich mich ans Rädlein hin,
will mein Fädlein drehen;
steht ein bucklicht Männlein da,
läßt mirs Rad nicht gehen.
 
Geh ich in mein Kämmerlein,
will mein Bettlein machen;
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu lachen.
 
Wenn ich an mein Bänklein knie,
will ein bißlein beten;
steht ein bucklicht Männlein da,
fängt als an zu reden:
 
Liebes Kindlein ach ich bitt,
bet fürs bucklicht Männlein mit.
 
Der BLICK Lacans ist die Post, die abgeht durch die Risse in jeder Vorsicht: was das „bucklicht Männlein“ sich reinzieht, ohne mit der Wimper zu zucken – was wir nie schnallen, obwohl’s ins Gesicht springt.
 
Der „MALE GAZE“ ist im Gegensatz dazu perspektivisch-nahtlos. Sollte er das „bucklicht Männlein“ um die Ecke gebracht haben? Ist das denn möglich?