Die Kastrationsangst des ostdeutschen Mannes

Psychoanalytisch ist der Term „Kastration“ natürlich sinnbildlich aufzufassen, drückt aber vor allem emotional gut aus, worum es geht. „Alle Frauen sind kastriert, aber nicht nur“, las ich neulich bei Lacan, und: „Alle Männer sind kastriert, außer einem“ – der im unbewussten DDR-Männergemüt in Wandlitz lebte. Ich erinnere mich noch gut an die ratlosen Kamera-Bewegungen, welche die dortigen Geheimnisse unerhörter Lust abtasteten und lediglich eine paar softe französische Scheinpornos entdeckten. Aber die Vorstellung – „kastriert“ angesichts fremden Genießens zu sein – fackelt weiter und stärker im ostdeutschen Männergemüt als im Westen, wo die Männlichkeit zusehends ins Gendergewebe zerlöst wird (wir sind alle kastriert – aber nicht nur …) – eine schleichende „Feminisierung“ der Verhältnisse, die einen panischen Nachhall um körperliche Unversehrtheit provoziert. Daher IMHO besonders die besondere Unfähigkeit zum Kompromiss, welche die kläffende Männlichkeit bestimmt etwa auch in Polen oder Ungarn.