Warum ich Nichtrauchern mißtraue

Ich rauche schon lange nicht mehr, würde mich deswegen aber nicht als Nichtraucher bezeichnen. Aufgehört habe ich mit dem Rauchen aus derselben Ursache, die meinen lebenslangen Abstand von Drogen bewirkte – Ekel vor Abhängigkeit. Die wenigen Erlebnisse, die ich in meiner Jugend mit Drogen hatte, waren dermaßen genussvoll, dass ich augenblicklich einen Riegel vorgeschoben hatte. Denn mir war klar, dass ich “sonst nichts anderes” im Leben machen würde. Auch das Rauchen nahm irgendwann so überhand, dass ich damit aufhörte. Von einem Tag auf den anderen. Nicht weil irgendein Arzt es mir gesagt oder wie einem Freund von mir “Röntgenbilder” gezeigt hatte. Ich fühlte meine Freiheit in Gefahr. Die wäre übrigens auch in Gefahr, wenn ich keine Zigaretten mehr anrühren dürfte. Ich rauche immer wieder mal eine, ungefähr 10 im Jahr. Bei den strikten Nichtrauchern, mit denen ich so mehr in Kontakt kam, fiel mir dann irgendwann die Panik vor dem Passivrauchen auf, nicht unähnlich einem Verfolgungswahn. Als ob der Rauch hinter ihnen her wär’! Ich habe mal von einem Eingeborenenstamm gelesen, in dem die Erwachsenen einen Korken im Hintern tragen (ungelogen), weil sie es so weit gebracht haben wollen, nicht mehr den Darm entleeren zu müssen. In gewissem Sinne inszenieren sie damit die auch bei uns endemische “Nichtraucher-Einstellung”, sich innerlich nichts mehr vorwerfen zu können. Denn würde die freie Entfaltung meiner Persönlichkeit endlich gelingen, wäre ich endlich auch ohne dieses nagende Gefühl im Inneren, das meine Integrität verschmutzt und das schöne Leben verdirbt, das ich wie jeder andere Influencer genauso verdiene. Stattdessen bin ich verdammt zum Passivrauchen! Die Angst, dermaßen aus der Umgebung behelligt zu werden, kommt vermutlich von dem Wahn, “Nichtraucher” zu sein. Denn inwendig sind wir alle “Raucher”, müssen das Laster in den Griff bekommen, damit die Welt daran nicht einmal zugrunde geht. Einmal Raucher, immer Raucher – unser Wesen ist substantiell durchqualmt. Wer das abstreitet (um sich den Aufwand zu ersparen, welchen die Kontrolle – ein Leben lang – verlangt), wird zum Passivraucher, der die Welt nach Düften durchschnüffelt, die sein Wesen unerkannt durchziehen. Und alles verderben.