L’amour, c’est donner ce qu’on n’a pas à quelqu’un qui n’en veut pas

„Liebe ist, jemandem, der es nicht will, etwas zu geben, das man nicht hat“, raunt Lacan. Ein mystischer Gedanke, wie die meisten Lacans, was ihm den Ruf des „Scharlatans“ (Chomsky) eingetragen hat. So gesehen, braucht man nicht weiter nachzudenken über seine Äußerung.

Was, wenn man’s doch tut? Kann ich jemandem etwas geben, das ich nicht habe? Wie ist es zum Beispiel mit meinem Charisma? „Habe“ (besitze) ich es? In dem Fall müsste ich’s veräußern (jemand anderem geben oder ausleihen) können. Mein Charisma steht mir aber nicht zur Verfügung: ich b i n ’s, bedien‘ mich nicht seiner. Wie kann ich’s trotzdem einer Person „geben“, die es nicht will? Mein Charisma kann auf jemand nur wirken, der das nicht beabsichtigte, also nicht will, davon überrascht wird.

In La Vita Nuova beschreibt Dante seine erste Begegnung mit Beatrice: „Neunmal, seit ich geboren war, hatten die Sterne schon am Himmel sich zu jenem Bild vereint, das jährlich wiederkehrt, als ich ihre Gestalt erblickte. Die es nicht besser wussten, nannten sie Beatrice. Ein 12tel Grad hatte der Sternenhimmel sich seit ihrer Geburt in den Morgen gedreht, so dass sie, eben neun geworden, mir entgegentrat, der beinah zehn war. In edles Gewand gehüllt, blutrot und achtbar, erschien sie, gegürtet und geschmückt, wie’s ihrem jungen Alter zukam. Da zitterte furchtbar in mir empor der Puls des Lebens und sagte: Siehe, ein Gott, der stärker als ich ist, kommt da und soll mich beherrschen.“

… wirkt inzwischen etwas verrückt, ein potenzieller Stalker, „projiziert“ etwas in die andere Person, das sie nicht ist. Lacan scheint aber zu meinen, dass das gerade der Witz ist – von Liebe. Wir sehen etwas im anderen, das dieser nicht ist. Mit dem, was er oder sie ist, können wir Freundschaft schließen, niemals ihm aber verfallen.

Da Lacan Psychoanalytiker ist, könnte er meinen, wir verlieben uns in das Unbewusste des anderen, also das, was ihm oder ihr nicht zur Verfügung steht, daher fremd vorkommt.

Die Partnerschaftsportale mit ihrer künstlichen Intelligenz und deren Anwendungen können diese Dimension nimmer fassen, da sie hoffnungslos bewusst handeln (müssen).