Der Irrtum der Emanzipation

Wenn ich die Treppe hinunterfalle, ist das etwas anderes, als wenn ich sie hinuntergehe. Im zweiten Fall lebt mein Wille, ist’s eine Tat, nicht nur Geschehen. Was unterscheidet eine Tat von Geschehen? Dass Tuen, denke ich, immer auch unterbleiben könnte. Wenn ich handele, mache ich etwas, das missglücken oder aussetzen kann – das ich mich entscheiden oder versuchen könnte, ungeschehen zu machen.

Ich bin Herr*in meines Tuns und dadurch  mehr  als das, was ich will und verrichte. Folglich kann ich das, was mich ausmacht, durch mein Handeln niemals erreichen. Denn in dessen Richtung liegt ja, sonst wär’s keine, stets die Möglichkeit ihres Gegenteils. Weswegen Erfolg immer etwas zu wünschen lässt.

Freiheit kann so nie darin bestehen, dass ich tue, was ich will. Denn damit würde sie unerreichbar. Ich muss, um frei zu werden, mein Tun etwas verschrieben haben, das ich nicht bin, also gewissermaßen ergriffen sein von einer Anziehung, kraft derer ich die Treppe hinunterfalle. Erst so bleibt nichts mehr zu wünschen übrig.