Truth emerges more readily from error than from confusion. – Francis Bacon

…die Priesterinnen zu Dodona haben im Wahnsinn vieles Gutes in privaten und öffentlichen Angelegenheiten unserer Hellas zugewendet, bei Verstande aber Kümmerliches oder gar nichts. – Sokrates im Phaidros

No supposition seems to me more natural than that there is no process in the brain correlated with associating or with thinking; so that it would be impossible to read off thought processes from brain processes. I mean this: if I talk or write, there is, I assume, a system of impulses going out from my brain and correlated with my spoken or written thoughts. But why should the system [mechanism] continue further in the direction of the [minding] center. Why should this order [of spirit] not proceed, so to speak, out of [the pulsating] chaos [of life]? The case would be like the following – certain kinds of plants multiply by seed, so that a seed always produces a plant of the same kind as that from which it was produced — but nothing in the seed corresponds to the plant which comes out of it — this can only be done from the history of the seed. So an organism might come into being out of something quite amorphous, as it were, causelessly; and there is no reason why this should not really hold for our thoughts, and hence for our talking and writing. – Ludwig Wittgenstein (deutsches Original weiter unten)

Die Verkennung von Leidenschaft und Vernunft, wie als ob letztere ein Wesen für sich sei und nicht vielmehr ein Verhältniszustand verschiedener Leidenschaften und Begehrungen; und als ob nicht jede Leidenschaft ihr Quantum Vernunft in sich hätte…

Eine falsche Hypothese ist besser als gar keine, denn dass sie falsch ist, ist gar kein Schade, aber wenn sie sich befestigt, wenn sie allgemein angenommen, zu einer Art von Glaubensbekenntnis wird, woran niemand zweifeln, welches niemand untersuchen darf, dies ist eigentlich das Unheil, woran Jahrhunderte leiden. – Goethe Schriften zur Natur- und Wissenschaftslehre – Analyse und Synthese

 

LÜGE DES SOKRATES „Ihr seid alle Brüder“, soll den Menschen erzählt werden, „den geborenen Herrschern unter euch aber ist wertvolles Gold beigemischt, den Kadern Silber, den übrigen Eisen und Erz. Meist werdet ihr euch ähnliche Kinder erzeugen, manchmal aber auch aus Gold einen silbernen Nachkommen, aus Silber einen eisernen und so fort. Immer sollen deswegen die Herrscher auf ihre Nachkommen achten: falls einer eisenhaltig ward, gehört er unters Volk. Wird aus dessen Mitte aber ein gold- oder silberhaltiger geboren, gehört er unter die Kader oder Herrscher.“ Denn es sei wissenschaftlich erwiesen, dass ein Gemeinwesen untergehe, wenn sich Eisen und Erz seiner bemächtigen. – Wird irgendjemand diese Lüge glauben? – Platon Der Staat

 

Eine Rasse solcher Menschen des Ressentiment wird nothwendig endlich klüger sein als irgend eine vornehme Rasse, sie wird die Klugheit auch in ganz andrem Maasse ehren: nämlich als eine Existenzbedingung ersten Ranges, während die Klugheit bei vornehmen Menschen leicht einen feinen Beigeschmack von Luxus und Raffinement an sich hat. – Nietzsche Genealogie der Moral

 

 

„Keine Annahme scheint mir natürlicher“, schreibt W. in ZETTEL [geklammerte Zusätze vor mir], „als daß dem Assoziieren oder Denken kein Prozeß im Gehirn zugeordnet ist; so zwar, daß es also unmöglich wäre, aus Gehirnprozessen Denkprozesse abzulesen. Ich meine das so: Wenn ich rede oder schreibe, so geht, nehme ich an, ein meinem gesprochenen oder geschriebenen Gedanken zugeordnetes System von Impulsen von meinem Gehirn aus. Aber warum sollte das System [Sinnvolle meines Handelns] sich weiter in zentraler Richtung fortsetzen [zunächst im Gehirn aufkeimen]? Warum soll nicht sozusagen diese Ordnung [Bedeutung meines Tuns] aus dem Chaos [unmittelbar] entspringen? Der Fall wäre ähnlich dem – daß sich gewisse Pflanzenarten durch Samen vermehrten so daß ein Same immer dieselbe Pflanzenart erzeugt, von der er erzeugt wurde, – daß aber nichts in dem Samen der Pflanze, die aus ihm wird, entspricht; so daß es unmöglich ist, aus den Eigenschaften oder der Struktur des Samens auf die der Pflanze, die aus ihm wird, zu schließen, – daß man dies nur aus seiner Geschichte tun kann. So könnte also aus etwas ganz Amorphem ein Organismus sozusagen ursachelos werden; und es ist kein Grund, warum sich dies nicht mit unserem Gedanken, also mit unserem Reden oder Schreiben etc. wirklich so verhalten sollte. – Es ist also wohl möglich, dass gewisse psychologische Phänomene physiologisch nicht untersucht werden können, weil ihnen physiologisch nichts entspricht.“

Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt und verbietet gewisse Handlungen der Fahrer und Fußgänger; aber sie versucht nicht ihre sämtlichen Bewegungen durch Regeln zu leiten. Und es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrsordnung zu reden, die das täte; wir wüßten nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu denken hätten. Wünscht Einer die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht, er wünsche sie so einem Ideal anzunähern. – Wittgenstein Zettel

Der Hohlkopf glaubt, dass der feinfühlige Mensch auf alles, dem er aus dem Weg geht, „Verzicht“ leiste. – Davila

…der Wert eines neuen Systems, einer neuen Erklärung bestimmter Erscheinungen bemisst sich nicht einzig und allein nach ihrer Genauigkeit, sondern auch oder vielmehr vor allem danach, ob sie dem Geist Auftrieb zu neuen Entdeckungen, zu neuen Feststellungen gibt (sollten diese dann auch besagte Theorie entkräften), ob sie neue Möglichkeiten eröffnet, Hindernisse aus dem Weg räumt, neue Waffen liefert. Dass sie Neues vorbringt und sich zugleich dem Alten entgegenstellt, darauf kommt es an. – André Gide Corydon

Unsere Zivilisation ist durch das Wort „Fortschritt“ charakterisiert. Der Fortschritt ist ihre Form, nicht eine ihrer Eigenschaften, dass sie fortschreitet. Sie ist typisch aufbauend. Ihre Tätigkeit ist es, ein immer komplizierteres Gebilde zu konstruieren. Und auch die Klarheit dient doch immer nur dem Zweck und ist nicht Selbstzweck. Mir dagegen ist die Klarheit, die Durchsichtigkeit, Selbstzweck. Es interessiert mich nicht, ein Gebäude aufzuführen, sondern die Grundlage aller möglichen Gebäude durchsichtig vor mit zu haben. – Wittgenstein Vermischte Bemerkungen

Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt und verbietet gewisse Handlungen der Fahrer und Fußgänger; aber sie versucht nicht ihre sämtlichen Bewegungen durch Regeln zu leiten. Und es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrsordnung zu reden, die das täte; wir wüßten nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu denken hätten. Wünscht Einer die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht, er wünsche sie so einem Ideal anzunähern. – Wittgenstein Zettel 

Das menschliche Auge sehen wir nicht als Empfänger, es scheint nicht etwas einzulassen, sondern auszusenden. Das Ohr empfängt; das Auge blickt. (Es wirft Blicke, es blitzt, strahlt, leuchtet.) Mit dem Auge kann man schrecken, nicht mit dem Ohr, der Nase. Wenn du das Auge siehst, so siehst du etwas von ihm ausgehen. Du siehst den Blick des Auges. – Wittgenstein Zettel

Widersacher kommen nicht in Betracht, denn mein Dasein ist ihnen verhaßt, sie verwerfen die Zwecke, nach welchen mein Tun gerichtet ist, und die Mittel dazu achten sie für ebensoviel falsches Bestreben. Ich weise sie daher ab und ignoriere sie, denn sie können mich nicht fördern, und das ist’s, worauf im Leben alles ankommt; von Freunden aber laß ich mich ebensogern bedingen als ins Unendliche hinweisen, stets merk ich auf sie mit reinem Zutrauen zu wahrhafter Erbauung. – Goethe

Doubt is always pernicious, especially when we doubt our friends. – William Blake