Wie spricht man eine Katze an

Nachdem ich die Cats-Verfilmung gestern gesehen habe, geht mir die Abschluss-Song nicht aus dem Kopf (ich kannte das Musical vorher kaum). Das Lied heißt auf deutsch „Wie spricht man ein Katze an“ und ist wohl ein Gedicht von T. S. Eliot. Ich finde es brilliant. Die alte Katze Deuteronimus richtet sich ans Publikum, um ihm zu erklären, wie man mit Katzen umgehen muss. Selbstverständlich geht es in der ganzen Show ausschließlich um Menschen, darum, was es heißt, Mensch zu sein, ausgesetzt, eigenwillig, schwach, korrupt, eitel, ängstlich, großsprecherisch, zitternd, hoffnungsvoll, erlösungsbedürftig usf.

Hier erst mal der Text:

Alt-Deuteronimus:
Nun wisst ihr von uns Katzen viel
von unsrer Arbeit, unsrem Spiel
Auch, dass wir ganz verschieden sind
und selten ganz zufrieden sind
Nun fällt euch die Erkenntnis leicht
wie sehr der Mensch der Katze gleicht
Ihr wisst, wie man uns richtig nennt
weil ihr die wahren Namen kennt
Nur eins habt ihr noch nicht erfahr`n
Wie spricht man eine Katze an?

Wohl dem, der sich zuvor besinnt
dass Katzen keine Hunde sind

Alle:
Wohl dem, der sich besinnt
dass Katzen keine Hunde sind

Alt-Deuteronimus:
Bei Katzen, sagt man, gilt der Rat
Sprich erst, wenn sie gesprochen hat
Ich selbst jedoch halt nichts davon
Die Katze grüssen soll man schon
Nur denk daran zu jeder Zeit:
Sie hält nichts von Vertraulichkeit
Verbeug dich tief, geh auf sie zu
und sag zu ihr: „Oh du Katze, du“

Den leeren Worten traut sie nicht –
Bevor man ihr von Freundschaft spricht
will sie zuerst Beweise sehn
Wenn’s geht von Sahnecreme
Und hast du nicht Pastete da
versuch es halt mit Kaviar
Sie schätzt gewiss auch Räucherlachs
als Zeichen deines guten Geschmacks
Und wenn sie dich dann leiden kann
sprich sie mit Namen an

Alle:
Die Katze ist kein Spielobjekt
sie fordert Achtung und Respekt
Dies merk dir wohl und denk daran:
So spricht man eine Katze an

Die Katze ist kein Spielobjekt
sie fordert Achtung und Respekt
Dies merk dir wohl und denk daran:

SO SPRICHT MAN EINE KATZE AN

Musikalisch fand ich den Ausklang einen der Höhepunkte der englischen Operetten-Tradition, fast sakral. Alle stehen auf der Bühne, schmettern heraus, was sie können. Mit so einem Gefühl muss man das Publikum aus dem Theater lassen!

Das Gedicht ist reich, jeder Zeile ließe sich deuten. Ich nehm‘ mal den Satz

Wohl dem, der sich zuvor besinnt,
Dass Katzen keine Hunde sind . . .

Darin steckt für mich: Menschen sind eher Katzen als Hunde, haben also – wo sie wirklich Mensch sind – etwas Geheimnisvolles, Unberechenbares. Das trifft immer auch auf einen selbst zu. Weiß ich, was ich in fünf Minuten denken werde? Wie mir heute abend zumute sein wird? Was ich in der nächsten Nacht träumen werde?

– – –

Die Verfilmung rief bei der Kritik viel Ekel hervor wegen der künstlichen Bepelzung oder „Verkatzung“ menschlicher Körper. Das war aber doch nur eine Art Bekleidung. Sind wird menschlich eigentlich eher nackt oder durch unsere Bekleidung. Eher durch das, was wir hermachen – oder durch das, was wir uns anmassen?

A cat’s entitled to expect
These evidences of respect
So this is this and that is that
And there’s how you ad – dress a cat