Was fasziniert stolze Frauen an Schwächlingen?

Dass sie sich beherrschen lassen, wäre die erste, spontane Antwort.

Aber sie knechten diese Männer ja nicht herum, putzen sie eher heraus, behängen sie mit Schmuck wie eine Prostituierte ihren Zuhälter oder ein Primitiver seinen Fetisch, dem er übernatürliche Kräfte zuschreibt trotz seiner Mickrigkeit.

Fetische sind nie imposant, im Gegenteil. Ihre merkwürdige Übernatürlichkeit verdanken sie weniger ihrer Ausstrahlung als dem Gewese, das um sie gemacht wird von demjenigen, der sich vor ihnen verbeugt.

Deswegen verbeugt diese Person sich eigentlich vor sich selbst, nämlich vor dem, was sie in den Fetisch gelegt hat, der spontan solche Qualitäten ja nicht hat. Je weniger er in der Lage ist, eigenen Wert zu verstrahlen, desto eher eignet er sich dafür, angehimmelt zu werden wegen etwas, das er gar nicht besitzt.

Deswegen eigenen sich nur innerlich leere oder erloschene Männer zu Zuhältern, möchte man nun beinahe meinen. In der Tat gelten Zuhälter unter Männern, etwa im Gefängnis, als der letzte Dreck. Sollten sie sich deswegen vor allem als Idol für den Stolz einer Frau eignen? Um sich darein zu ergießen?

Warum sucht Stolz überhaupt nach einem Idol?

Ich nehme an, weil der Mensch einfach nie am Ziel ist. Trotz allem, was er erreicht, bleiben nur immer noch mehr Energie und Ansprüche unbefriedigt, die Halt und Abschluss allein in einer unendlichen Realität finden würden.

Persönliches, soziales, sittliches Leben lassen also immer eine Leere zurück. Schon die erste, geringste gewollte Handlung birgt im Grunde mehr in sich, als wir erreichen oder bestimmen können: ein weiteres Bedürfnis. Durch Verlangen und Absicht ist der Mensch somit – unendlich.

Jetzt gibt es aber eine krasse Spitzfindigkeit: man zieht sein Unendliches aus sich selbst heraus und stellt es sich vor – als Fetisch oder Idol, in dem man sein Sehnen dann anhimmelt. Das Unendliche, das einem sonst entschwindet, soll im Endlichen eines wirklichen Gegenstandes eingesperrt und erobert sein, um zu guter Letzt den Abschluss, die Ruhe und die Sicherheit zu gewinnen. Weil der Doppelgänger, stellt man sich vor, endlich durchdringt, was sich dem Handeln entzieht.

In so einem Kultobjekt und dem Gewese, das um es gemacht wird, lernt der Wille sich eigentlich nur besser kennen. Sein unbefriedigter Rest an Kraft wird, da er sich sonst an nichts halten kann, einem Gegenstand zugewiesen, der unbedeutend, nachgerade minderwertig genug sein muss, damit sich, was er noch darstellt, handhaben lässt. Er soll etwas Außerordentliches sein, aber eben auch beherrschbar. 

Der Zuhälter wäre somit ein bedeutungsloses Gegenüber, das aufgeladen und überragt wird (wie die Sarratores in Ferrantes famosem Neapel Quartett). Als Idol beruht er auf Hohlheit, die aufgeladen, dann verklärt und bestochen werden kann mit Opfern, um seine erhabene Hilfe zu erlangen – bei Taten, die sich ohne seine vorgestellte Allmacht nicht vollenden ließen.  

Wichtig ist dabei die Mickrigkeit des bombastischen Doppelgängers, den man nur so überschätzen und handhaben kann.