Cineasten

Ich lebte für das Kino. Ich liebte die Atmosphäre, bevor der Film anfing. Ich drängelte mich vor der Tür zum Saal zusammen mit den Jungen, ganz erhitzt und verschwitzt. Da schoben und schubsten sich alle. Noch war der Zuschauerraum nicht geöffnet. Und wenn sie die Türen aufmachten, dann stürzte alles durcheinander. Man brach sich Arme und Beine, und dann hörte man nur noch das Klappern der Sitze.

Oben auf dem Balkon kniffen einen die Jungs, sie zogen uns Mädchen am Zopf oder nahmen uns die Mützen weg. Da war toll was los. Aber das schönste war, dass man hinterher nicht einfach die Treppe hinunterging, sondern alle rutschten das Geländer runter, auch die Mädchen. Es war einfach herrlich.

Das Kino kommt! Alle haben es mitbekommen, und auf den Feldern werfen sie die Hacken und die Körbe fort. Ist es ein schöner Film? Natürlich ist es ein schöner Film! Geh’n wir gleich so hin, barfuß! Und die Frauen kommen gelaufen, Kindergeschrei, Freude im ganzen Dorf. Das Kino ist da! Man zog sich nicht um, man wusch sich nicht mal, wo doch das Kino da ist und die Vorführung gleich los geht.

Ich musste mir das Geld fürs Kino erst verdienen. Hol Kohlen! Hack Holz! Hol Wasser! Und dann, endlich gaben einem die Eltern ein paar Groschen für den Film. Und was war das für ein Fest im Dorf. Alle Kinder kamen und setzten sich auf die Bänke. Wenn so eine Bank umfiel, dann flogen die Röcke. Das Gebrüll, wenn einem die Bank auf den Fuß gefallen war! Das war fast noch besser als der Film. Es gab Szenen, bei denen die Leute geschrien haben. Bei andern war es mucksmäuschenstill. Oder auf der Leinwand sagte jemand: „Hier, für dich“, und irgendein Kind im Raum ruft: „Gib mir auch was!“

Heute sitzt jeder für sich zu Haus, aber früher hat man drüber geredet. Warst du im Kino? Und? Schön war’s! Schön!

(aus 100 JAHRE POLNISCHES KINO nach einer Idee von Krysztof Kieslowski)