Athen lebte von Abgaben (oder „Schutzgeldern“) aus den Mitgliedsstaaten des Delischen Seebundes (NATO der Antike), dazu kamen Einkommen aus Bergbau, Handel, Übersee-Immobilien und Gewerbe. Gegen 431 v. Chr. befanden sich 6.000 Talente in den Schatzkammern der Akropolis, die ca. 36 Mio. Mann-Tagen an Arbeit entsprachen oder 100 Drachmen pro Bewohner, genug, um 6.000 Schiffe zu bauen. Das wäre so, wie wenn eine Stadt wie Karlsruhe oder Augsburg doppelt so viele Einnahmen zur Verfügung hätte wie im Moment.
Insofern waren die in Athen entstehende Tragödie, Komödie und Akademie als Wiege der Philosophie nicht so sehr Ausdruck des einheimischen Genies als vielmehr Frucht des vielen Geldes, dessen Ernte sie auf die eine oder andere Weise rechtfertigten.
Können nicht auch wir uns vieles leisten, etwa im kulturellen Bereich, weil wir „Abgaben“ in Form ausländischer Arbeit kassieren, die sich in den billigen Gebrauchsgegenstände unseres Alltags materialisiert? Und liegt unserer Kunst dann an etwas anderem als der Rechtfertigung der dadurch entstehenden Freiräume?