Brexit

So eifrig es militärisch auf der Weltbühne agierte, war England doch kaum von den Gräueln eines Krieges heimgesucht worden.

(England hat selbstverständlich Krieg und Gräuel erlebt, aber bei weitem nicht in dem gemütsprägenden Umfang kontinentaler Mächte.)

Englands Insellage machte es – wie Japan – unangreifbar, ersparte ihm deswegen enorme militärische und politische Kosten. England brauchte weder teure Befestigungsanlagen noch ein stehendes Heer. Deswegen konnte es sich im Inneren stets einen „zivilen“ Anstrich leisten. Denn sein Militär war immer nur Angelegenheit ferner, überseeischer Außenbeziehungen.

Die englische Gesellschaft war nie militärisch geprägt.

Mit entsprechenden Folgen für den politischen Stil. Der Staat musste nie kriegerisch nach innen auftreten; bewaffnete Formationen galten als potenzielle Bürgerkriegsarmeen (Marine taugt nicht zum Bürgerkrieg). Äußere Feinde waren kaum zu erwarten. Mit inneren wird man umso besser fertig, je mehr die Gesellschaft entwaffnet und an friedliche Formen des Konfliktaustrag gewöhnt wird.

Der englische Staat hatte selten Grund, sich aktiv zu behaupten. Das Gemeinwesen ist daher „liberal“, räumt dem einzelnen weitgehende Rechte ein und vertraut darauf, dass die Ordnung sich ohne Einmischung von oben selbsttätig einstellt.

Die Außenwelt dagegen erschien England immer als weiter Raum, in dem leichte Beute gemacht werden kann. Die schnelle Bewegung auf dem Wasser erlaubte es, seine Kräfte nach Belieben dort zusammenzuziehen, wo sie gerade gebraucht wurden. Die hochmobile Feuerkraft des Schlachtschiffes gestattet die schärfste Bombardierung fremder Städte bei minimalen eigenen Verlusten.

Von der Piraterie, die an der Wiege des modernen Englands steht, über Streifzüge mit Kanonenbooten bis zum Imperialismus erstreckte sich ein Aktionsrahmen, der es ermöglichte, die Reichtümer der gesamten Welt an sich zu ziehen, eine Machtzone über den ganzen Globus auszudehnen, ohne zugleich die politischen Verhältnisse im Inneren militarisieren zu müssen.

England hat natürliche Grenzen und keine, die es – wie Europas Kontinentalmächte – immer wieder selbst ziehen musste. England ist auch nicht von gleichrangigen Nachbarn umgeben, kennt nicht den Kampf zwischen Abwehr und Expansion, den Zentralstaat mit stehendem Heer, staatlicher Finanzverwaltung und Bürokratie, deren Aufrechterhaltung einer permanenten Willensanstrengung bedarf.

Das Land war nie auf eine Auseinandersetzung mit Nachbarn angewiesen und lebte infolgedessen in einer Blase, die leer wurde, seit die Globalisierung jene Verhältnisse, welche Englands Sonderrolle bedingten, aufgelöst hat.

Die Engländer, egal welchen politischen Lagers, haben noch nicht nachvollzogen, dass es die Welt, in der sie sich bedienen konnten, nicht mehr gibt. Sie träumen im Moment – immer weiter – und werden erst in 5-10 Jahren erwachen, in die EU zurückkehren und dort wieder anknüpfen, wo sie ihr Nähzeug fallen ließen.

Yes Minister explains the EEC (EU)

From Series 2 Episode 5 „The Devil you know“ Sir Humphrey and Jim Hacker discuss Brussels and why European nations joined the common market.