Klima-Tod ist eine Weiterung der Emanzipation

Wenn ich mir eine kleine Flasche mit Öl vorstelle, daneben ein Auto, und ich soll dieses Auto 20 Kilometer weit befördern. Mit Muskelkraft würde das, sagen wir mal, drei Monate dauern; wenn Steigungen dazwischen liegen, doppelt bis dreifach so lange. Mit dem raffinierten Öl im Tank schaffe ich’s im Bruchteil einer Stunde.


Ähnliche Betrachtungen habe ich neulich hier über die Waschmaschine angestellt. Ohne deren tägliche Arbeit würde unsere aktuelle Auffassung von einem lebenswerten Leben witzlos.


Mündigkeit oder Eigenmacht, welche Personen sich heute infolge gesellschaftlicher und insbesondere politischer Abnabelung als Selbstbefreiung vorstellen, war und ist immer eine Funktion des Sonnenlichts gewesen. Jeder von uns ist nur in dem Maße emanzipiert, in welchem ihm Sonnen-Energie zur Verfügung steht, ob nun geerntet durch Windräder oder Kollektoren, gebündelt in fossilen Brennstoffen oder nachgemacht durch Kernspaltung.


Vor allem die fossilen Brennstoffe tragen am meisten bei zur Emanzipation des Menschen, entsprechend ihr Verbrauch jährlich – auch im letzten Jahr schon wieder – zunimmt.


Die fossilen Brennstoffe werden auf jeden Fall zur Neige gehen und müssten bis dahin durch geerntetes Sonnenlicht ersetzt werden. Sonst nimmt die Macht des Menschen über sein Leben und seine Umgebung wieder ab. Die Emanzipation geht zurück.


Schon vorher könnten Umwelteinflüsse, welche die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen verursacht, die Freiheit des Menschen untergraben. Aus den Fachinstituten der Universitäten zeigt eine überwältigende Beweislast in diese Richtung. Es ist aber für die Regierungen der Welt nicht möglich, schlagkräftig darauf zu reagieren, da in jeder wirksamen Antwort eine Rücknahme oder Verunmöglichung menschlicher Freiheit läge.
Es wäre so, wie wenn nur noch Waschmaschinen hergestellt werden dürften, die einmal im Monat 4 Stunden laufen. Was würden die Wähler*innen dazu sagen?


Trotzdem wird es auf jeden Fall so kommen, wenn wir weiter auf fossile Brennstoffe setzen, da dieselben begrenzt sind. Selbst wenn das Klima durch ihren Verbrauch nicht verändert würde: spätestens für unsere Nachfahren – die nächste Generation – stehen die Waschmaschinen dann still.


Sie werden weniger frei sein.


Es sei denn, andere Energiequellen würden erschlossen. Aber es gibt keine außer der Sonne und ihrer inneren Prozesse.


Wie man es dreht und wendet – entweder verlieren wir unsere persönliche Freiheit, oder wir ernten genügend Sonnenlicht, um sie am Leben zu halten.


Philosophisch interessant finde ich daran, dass Macht und Freiheit und Mündigkeit wesentlich nichts mit „jahrhundertelanger Unterdrückung“ zu tun haben, sondern mit den Portionen Sonnenlicht, die einem zur Verfügung stehen.


Was also wird werden?


Ich könnte mir vorstellen, dass die von den PR-Milliarden der Brennstoffindustrie alimentierte Vorstellung folgenloser Emanzipation menschlichen Strebens durch gespeichertes Sonnenlicht es doch dahin bringt, dass schließlich die Natur regelnd eingreift mit dem Ergebnis dann wieder abnehmender Freiheit für die Überlebenden der Massaker. Ich würde nicht so weit vermuten, dass die Menschheit komplett ausstirbt. Es reichen ja ein paar tausend oder hundert – in Neuseeland . . . –, um weiter zu machen. Auch die gegenwärtige Menschheit geht auf ca. 6.000 Individuen in Afrika zurück, wie ich neulich wieder las.
Die rationale Alternative bestünde darin, unseren Verbrauch – die Waschmaschinen . . . – zu kastrieren, bis genügend Abschöpfungsmöglichkeiten für das Sonnenlicht geschaffen wurden, um auf heutigem Niveau sich kohlendioxidfrei zu emanzipieren. Dies wäre möglich, wenn man etwa das Land zustellte mit Windmühlen, die dann beinahe so zahlreich wie die Autos sein müssten, an deren täglichen Anblick man sich ja auch gewöhnt hat – oder durch entsprechende Aufbereitung der großen Wüsten, die zeitgleich aufgeforstet werden könnten infolgedessen. Ein Projekt, das nur jenseits von Nationalstaaten entstehen kann.


P. S. Auch würden die fossilen Brennstoffe, fällt mir zum Schluss noch ein, statt sie weiter abzufackeln, als Vorrat gespart, um die Stoffe herzustellen, welche die moderne Landwirtschaft, also unsere Ernährung, bedingen.