2-Hegel als Psychoanalytiker (Mit den Begriffen der Psychoanalyse hätte Hegel sich verständlicher ausdrücken können.)

Die Hegels Lehre vom Sein entfaltet sich erst in der Psychoanalyse. Dort stellt der Todestrieb den Widerspruch dar. 

Wenn dann weiter bei löblichen Leistungen anderer, um dieselben zu verkümmern, von Heuchelei gesprochen wird, so ist dawider zu bemerken, daß der Mensch sich zwar im einzelnen verstellen und manches verbergen kann, nicht aber sein Inneres überhaupt, welches im decursus vitae unfehlbar sich kundgibt, dergestalt daß auch in dieser Beziehung gesagt werden muß, daß der Mensch nichts anderes ist als die Reihe seiner Taten. ENZYKLOPÄDIE DER PHILOSOPHISCHEN WISSENSCHAFTEN I, 278


Das Unbewusste ist ein lebendiges Muster in unserem Tun oder: die Spur, die wir bei Google hinterlassen, sagt mehr aus, als wir uns je vorstellen können.

Diese [tierischen Funktionen], statt unbefangen, als etwas, das an und für sich nichtig ist, und keine Wichtigkeit und Wesenheit für den Geist erlangen kann, getan zu werden, da sie es sind, . . . sind sie vielmehr Gegenstand des ernstlichen Bemühens, und werden gerade zum Wichtigsten. Indem aber dieser Feind in seiner Niederlage sich erzeugt, das Bewußtsein, da es sich ihn fixiert, vielmehr statt frei davon zu werden, immer dabei verweilt, und sich immer verunreinigt erblickt, zugleich dieser Inhalt seines Bestrebens, statt eines Wesentlichen das Niedrigste, statt eines Allgemeinen das Einzelnste ist, so sehen wir nur eine auf sich und ihr kleines Tun beschränkte, und sich bebrütende, ebenso unglückliche als ärmliche Persönlichkeit. PHÄNOMENOLOGIE DES GEISTES 174


Widerliches nimmt uns, je weniger wir ihm einräumen, desto mehr gefangen.

Es muß daher für höchst wichtig angesehen werden, daß der wahre Ausdruck davon, daß vom Geiste rein gesagt wird, er ist, sich gefunden hat. Wenn sonst vom Geiste gesagt wird, er ist, hat ein Sein, ist ein Ding, eine einzelne Wirklichkeit, so wird damit nicht etwas gemeint, das man sehen oder in die Hand nehmen, stoßen und so fort kann, aber gesagt wird ein solches, und was in Wahrheit gesagt wird, drückt sich hiemit so aus, daß das Sein des Geistes ein Knochen ist. PHÄNOMENOLOGIE DES GEISTES, 260


Zum Absoluten gehört das Gegenteil.


Hegel redet in der Phänomenologie des Geistes vom „unglücklichen Bewusstsein“: nach Vollkommenheit strebend, trotzt es dem Widerlichen und bleibt darauf fixiert infolgedessen. Erlöst würde es erst durch bewusste Einbindung dessen, was sich widersetzt, zum – alles krönenden – „Knochen“.


Es ist mit anderen Worten okay, ein „Whiskey-Kenner“ zu sein, indem man sich die Weise klarmacht, auf welche das Bewusstsein dadurch widerlegt werden möchte. Ähnliches gilt für die Freude am Einkaufen, den dringenden Wunsch, sich zu ritzen oder wegzuwerfen; denn sie frönen etwas Unersättlichem. Wie die Pornografie: das Suchen der Nadel im Heuhaufen, des ultimativen Fetisch, auf den man aus unerklärlichen Gründen abfährt. Alles, was unser bewusstes Streben durchstreicht oder ausnutzt, erweitert es zum Absoluten, Hegels „Knochen“, so unbedingt wie abgenagt.

Das Gute, das absolut Gute, vollbringt sich ewig in der Welt, und das Resultat ist die Erkenntnis, daß es schon vollbracht ist und nicht erst auf uns zu warten braucht. ENZYKLOPÄDIE DER PHILOSOPHISCHEN WISSENSCHAFTEN, 367


Wobei, legt Hegel nahe, Streben|Widerstreben im Selbst ihr Ziel erreichen, indem die Spannung zwischen ihnen für immer neue Möglichkeiten sorgt. Die perfekte Entwicklung gipfelt in einer Versöhnung mit dem Trotz des Widerspruchs. Schwierigkeiten verdanken sich keinem Unglück, das uns Hindernisse in den Weg legt, oder unserem Schicksal als sterbliche Wesen – ihr Aufsuchen ist vielmehr das Ziel und die einzige Quelle letzter Befriedigung.