Warum es keine Psychosynthese gibt, nur Psychoanalyse

Die Psychoanalyse versöhnt mit dem Halbfertigen, predigt die Erlösung durch Abstieg. In dem Entdecken seines Zerfallenseins erlebt sich das Selbst neu als Mensch. Der psychoanalytische Abbau würdigt das Stückwerk – nicht die Glätte – als Wesen des Daseins.

Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen 107: „Je genauer wir die tatsächliche Sprache betrachten, desto stärker wird der Widerstreit zwischen ihr und unsrer Forderung. (Die Kristallreinheit der Logik hatte sich mir ja nicht ergeben; sondern sie war eine Forderung.) Der Widerstreit wird unerträglich; die Forderung droht nun, zu etwas Leerem zu werden. – Wir sind aufs Glatteis geraten, wo die Reibung fehlt, also die Bedingungen in gewissem Sinne ideal sind, aber wir eben deshalb auch nicht gehen können. Wir wollen gehen; dann brauchen wir die Reibung. Zurück auf den rauhen Boden!“

Wenn wir die Sprache – Gestalt der Seele – betrachten, wie sie wirklich gesprochen wird, ist sie meist unzusammenhängend, ein Flickenteppich. Um sie abzurunden, müssen wir alles entmenschlichen. So entsteht die Maschinensprache – der Ratgeber und künstlichen Intelligenz: ideal, reibungslos, un-zerrissen.

Die Seele des Menschen meldet sich durch Analyse – Zerlegung – in ihre sämtlichen Sternzeichen. Maschinen verdichten davon immer nur eins. Erst die Analyse gesteht wieder zu, innerlich vag und offener zu sein als die Maschine.

„Ich liebe Wasser über alles: das Meer, wenn es auch zu groß und wild ist, als daß man es sich unterjochen könnte, die hübschen Flüsse, die aber doch davoneilen, entfliehen, und vor allem den Teich, in und an dem eine ganze Welt von Wassertieren lebt. Der Sumpf ist eine Welt für sich, ganz verschieden von allem andern. Er hat sein eigenes Leben, seine ständigen Bewohner und seine Wandergäste, eigene Stimmen, eigene Geräusche und vor allem etwas Wundersames. Es giebt oft nichts Seltsameres, nichts Beunruhigenderes, nichts, das einen mehr erschrecken kann, als so ein Bruch. Woher kommt diese seltsame Angst, die über diesen niedrigen, mit Wasser bedeckten Ebenen schlummert? Sind es die unbestimmten Geräusche im Schilf, die fantastischen Irrlichter, die tiefe Stille, die in ruhigen Nächten darauf ruht? Oder die seltsamen Nebelgestalten, die wie Totengewänder über die Weiden streichen. Oder ist es das ewig leise Glucksen und Plätschern, so leicht, so weich, und manchmal fürchterlicher doch als das Kanonengebrüll der Menschen oder die Donner des Himmels. Es macht aus Sumpf und Bruch Traum-Länder, vor denen man sich hüten muß, die ein gefährliches, seltsames Geheimnis bergen.“ Guy de Maupassant Aus dem Tagebuch eines Jägers