Nichts tun, wenn es nicht sein muss . . .

. . . auch dann eher nichts tun. Einmal stieg nachts am Rosenheimer Platz eine junge Frau mit blutender Nase auf die Rückbank meines Taxis, gefolgt von einem Kerl ihres Alters. Ich sollte sie nach Neuperlach fahren! Die beiden stritten, offenbar hatte er zugeschlagen – ich vollzog das gerade nach, als Polizeiblaulicht im Rückspiegel erschien mit dem Signal zu halten. Das Pärchen auf der Rückbank wurde unruhig, als aus dem Wagen sich zwei Polizisten, begleitet von einem anderen Pärchen näherten. Ich sollte weiterfahren! Drehte aber die Scheibe herunter. Der Polizist leuchtete herein, fragte die junge Frau, ob ihr Gewalt angetan worden sei. Es gäbe Zeugen. Das andere Pärchen, der Ausstrahlung nach Studenten, lauerte hinter ihm. Die Frau mit der blutenden Nase stritt ab, in Schwierigkeiten zu sein: Die Scheiß-Akademiker sollten sich um ihren eigenen Kram kümmern! Aus dem Hin und Her erhellte für mich langsam, wie das Studentenpärchen in der Pizzeria Bella Italia das andere beobachtet haben musste, streitend, der Mann der Frau eine langte. Ermahnt von seiner Freundin hatte der Student sich eingeschaltet, ebenfalls eins auf die Nase bekommen; seine Freundin, die nachmischte, erhielt einen Schlag auf den Kopf. Die Braut des Prüglers war hinausgelaufen, in mein Taxi gestiegen. Und nun? Sie warf dem jungen Mann, der zu Hilfe gekommen war, vor, ihren Freund reinhängen zu wollen. Die Polizei sah keinen weiteren Grund, mein Taxi wegen dieser Fahrgäste festzuhalten, fragte die Studenten, ob sie noch etwas vorzubringen hätten. Der junge Mann schüttelte den Kopf. Seine Freundin behielt sich vor, Anzeige zu erstatten, falls sie eine „Schädelbasisbruch“ erlitten hätte. Ich fuhr das Pärchen dann in die Satellitenstadt, in welcher sie wohnten. Sie waren in großartiger Stimmung, es den Studentenarschlöchern, zu deren Gruppe sie ganz sicher nicht gehörten, gezeigt zu haben. Ich ertappte mich später bei der Spekulation, welches der beiden Pärchen in dieser Nacht wohl den besseren Sex hatte.