Typisch deutsch

Nun, die Grünen sind eine Frucht des Protestantismus, ein originär deutsches Phänomen, das große Philosophen wie Fichte, Schelling oder Hegel hervorgebracht hat, die den bis dahin allmächtigen Aristoteles in einem entscheidenden Punkt gestürzt haben. Das konnte in Europa nur das deutsche Denken, so wild und unberechenbar, dass es die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzte.

Der Unterschied: Griechen, Aristoteles, gehen von einem Reich ewiger Wahrheiten aus, die allem zugrunde liegen. Wir Menschen können uns dem nur annähern. Es ist wie in einem Malbuch, wo die Figuren vorgegeben sind, und wir können sie nur mit Farben ausfüllen. Wenn wir das richtig machen, erfüllen wir den Sinn des Lebens – sagt uns etwa die griechische Philosophie.

Die deutsche Philosophie dagegen, die einzige, die es weltweit mit der griechischen aufnehmen kann, geht nicht von fertigen Formen aus, sondern von einem ständigen Werden. Die Welt ist noch lange nicht zu Ende, das ist sie nur für die Ängstlichen oder die Trägen, sondern sie kann sich immer wieder in neue, unerhörte Dimensionen entwickeln. Die deutsche Philosophie ist die einzige, der es vor allem um die Freiheit geht – in der ständigen Gestaltung der Welt und ihrer Möglichkeiten.

Die „typisch deutschen“ Charaktereigenschaften sind demzufolge:

Menschlichkeit
Offenheit nach allen Seiten
Gründlichkeit des Denkens
Unzufriedenheit mit der Welt und mit sich selbst
Mut zum ständigen Ausprobieren und Verwerfen
Selbstkritik
Liebe zur Wahrheit
Objektivität
Unzulänglichkeit
Unbedingtheit
Vielfalt
eine gewisse Schwerfälligkeit, aber auch die Lust an der freiesten Improvisation
Langsamkeit und Ernsthaftigkeit, aber auch ein spielerischer Reichtum der Produktion, der immer wieder neue Formen aus sich herauswirft und sie als ungültige Versuche zurückzieht.
Respekt vor allem Eigenwilligen und Eigenartigen
Güte
Großzügigkeit
Sentimentalität
Musikalität
große Freiheit: etwas Schwebendes, Unbegrenztes, Maßloses, nie Festgelegtes, nie Resignierendes

Aber natürlich sind nicht alle Menschen so, auch nicht alle Deutschen. Es gibt bei uns den russisch geprägten Osten, den katholischen Süden – und dann eben die protestantischen Teile, aus denen die Grünen hervorgegangen sind. Ich selbst bin von der Erziehung her Katholik, aber ich glaube, ich verstehe, wie die Gutmenschen ticken. Ich stehe ihren Visionen skeptisch gegenüber, finde sie aber eher schön als hässlich.

P. S. Kleiner Exkurs zum „russischen Denken“, wie ich es zumindest verstehe. Die Russen sind „Ostrom“, die kommunistische Partei war eine Fortsetzung der orthodoxen Kirche und ihrer Weisen. Der Unterschied zwischen Orthodoxie und westlicher Religion liegt im Gottesbild. Die Orthodoxen sehen Gott als eine Art Arzt. Sie glauben, dass der Mensch zutiefst krank ist und nur eine Chance hat, wenn er geheilt wird. Aus sich selbst heraus kann er das nicht. Protestanten dagegen sehen sich als „Inkarnationen“ Gottes, also selbst schöpferisch, aktiv usw. Protestanten und Orthodoxe finden einander absurd bis ekelhaft, wie z. B. Obama und Putin – oder Teile Ostdeutschlands und die Grünen. Sie ekeln sich voreinander.