„Schädliche Melancholie verwandelt er in pure Freude, er weckt den Schläfrigen aus seiner Erstarrung, gibt dem Schlaflosen die Ruhe zurück, führt den durch Lust Verdorbenen zur Keuschheit und Moral zurück und heilt die Trägheit des Geistes, den steten Feind förderlicher Gedanken“, schwärmt Cassiodor, höchster Beamter des Ostgotenreiches, von den Freuden der Musik und den Fähigkeiten eines bestimmten Musikers – theoretisiert dann weiter (über Musik): „So bezauberte Orpheus die stummen Tiere …So verliebten sich die Wassermänner in das trockene Land, so spielte Galathea, die Seenymphe, auf festem Boden … So verließen die Bären ihre geliebten Wälder, die Löwen ihr Bett aus Schilf.“ Und schließt: „Nun, da ich das Vergnügen dieses Exkurses hatte – denn ich freue mich immer über eine gelehrte Diskussion mit Fachleuten -, wählt in eurer Weisheit den besten Kitharaspieler aus, einen, der ein Kunststück wie Orpheus vollbringt, als dessen süße Klänge die Herzen der Barbaren zähmten …“
Cassiodor, lateinisch Cassiodorus (vollständiger Name Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator, kurz Cassiodorus Senator; * um 485 in Scylaceum, Bruttium; † um 580 im Kloster Vivarium bei Scylaceum), war ein spätantiker römischer Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller.