Der Ukraine-Krieg veranschaulicht gerade Wesen und Unterschied der Geschlechter, weil Wolodymyr Selenskyj eine Frau ist, Waldimir Putin dagegen ein Mann. Denn Geschlecht bedeutet zwei widersprüchliche Weisen, in der Welt zu sein, die Kant z. B. aufspürte in den mathematischen vs. dynamischen Antinomien, anschaulicher nach ihm Schopenhauer im Vergleich zu dem “weibischeren” Nietzsche.
Schopenhauer bestimmt das Weibliche als das Wesen der Intelligenz, die es versteht, grenzenlos Zusammenhänge und Muster zu stiften, ohne je an ein Ende zu gelangen, das Männliche als eine Art Borniertheit innerhalb dieses Stroms, die sein Ewigweitermüssen ausbremst und dadurch virulent macht. Nietzsche, der intelligentere der beiden, entdeckte, dass Klugheit niemals zum Ziel führt, sondern alleine Dummheit oder Beschränkung – von etwas, das sie selber nicht stiftet.
Freud schließlich hatte entdeckt, dass die Grundweisen des Geschlechtlichen nicht mit einem bestimmten Körper verschmolzen sind. Zwar eignen sich die männlichen Geschlechtsorgan mehr, das Sich-Stemmende – gegen das Strömende – zu versinnbildlichen, aber nicht jedes Subjekt, welche sie aufweist, ist dadurch gleich männlich gesinnt. Und umgekehrt. Daraus hat sich die Gender-Theorie entwickelt, wie jede (höhere) Mathematik aus weiblicher Quelle, die als “dritten Körper” ein “d” postuliert. Aber Geschlecht ist nun mal wesentlich binär – und deswegen zu etwa „d“ so wenig in der Lage wie eine Hand, sich selbst zu schütteln. “d” meint “w” – “m/w/d” ebenso: die eine von zwei Quellen, nicht einen bestimmten Körper.
Ist der Kapitalismus, so gesehen, eigentlich “männlich” oder “weiblich”. Seine wesentliches Merkmal ist der Exzess. Kapital akzeptiert, wie Marx in den Grundrissen ausarbeitet, keine Grenzen. Sein Unmaß spiegelt der Raum eines modernen Videospiels oder CGI-gemachten Netflix-Filmes: nirgendwo ist Schluss – ALLES IST MÖGLICH. Im Silicon Valley sind die Videospiele, ihre Erfindung und Entwicklung, eine Domäne der “d”.
Die “m”-geprägten Betonköpfe des US-Militärs dagegen nennen im rechten US-Fernsehen den ukrainischen Präsidenten gern eine Dragqueen. Denn er signalisiert etwas die Maße Übersteigendes, hohe Wandlungsfähigkeit – gegen die hemmende Schwere des russischen Apparates.
Das Männliche ist pervers, das Weibliche dagegen hysterisch – die beiden treffen sich nicht, sondern treiben einander hervor, unabhängig von den Körpern, derer sie sich dafür bedienen.