Die bestechlichen Götter der Sumerer

Nachdem sein bester Freund Enkidu gestorben ist, bereitet Gilgamesch die Beerdigung vor.

Als nächstes ließ er Mastochsen und Schafe schlachten
Für seinen Freund und sie hoch übereinander schichten:
Ein Brandopfer, das die ganze Stadt mit Schwaden erfüllte.
Keine Mühe scheuend, richtete er all das aus,
Als wäre es sein eigenes Begräbnis. Das Fleisch,
Das er den Göttern in ihren Tempel bringen ließ, versah er
Mit zahllosen Beigaben und stellte sie Shamash zur Schau,
Damit dieser sie den Göttern aushändigte – sie sollten Enkidu
In der Unterwelt willkommen heißen und ihm
An seiner Seite gehen – die Götter nämlich sind bestechlich:

Ein glänzend poliertes Wurfholz aus Eibe für Ishtar,
Dem Mondgott Sin eine gebogene Klinge aus Obsidian,
Eine Flasche ganz aus Lapislazuli für Ereshkigal,
Die Göttin der Unterwelt – einen Stuhl und einen Stab
Aus Lapislazuli für Namtar, den Verwalter von alledem.
Eine goldene Halskette für Hushbisha, die dem Hof
Der Ereshkigal vorsteht. Schnallen und Armreifen
Aus Silber für Qassu-tabat, den Hofdiener dort drüben.

Und weil Gilgamesch wusste, dass im Haus des Staubs
Für das persönliche Wohlergehen niemand wichtiger ist
Als die Putzfrau, erhielt sie das wertvollste Geschenk:
Einen Spiegel aus Alabaster, in dessen Rückseite
Mit Smaragden ein Bild des Zedernwaldes eingelegt ist,
Und der Griff aus Karneol – damit die Göttin Ninshulua
Endiku davor bewahrte, schwermütig zu werden.

Für Trank und Speise ist hier Bibbu der Metzger zuständig –
Ihm legte er einen Dolch bereit mit doppelter Klinge
Und einem Griff aus Lapislazuli mit einem Bild des Euphrat.
Und Dumuzi, dem Sündenbock der Unterwelt, schenkte er
Ein Beil.

GILGAMESCH-EPOS XXII