Wie ein Exposé aussieht

Exposé heißt der Plan eines Drehbuchs in Form seiner Inhaltsangabe. Es gibt im deutschen Sprachraum keine Industrienorm, die Form und Umfang eines Exposés festlegt.

Hier jedoch einen Blick über gängige Formen, eingeleitet von einem Vorschlag, seinen Stoff auf wenigen Seiten zusammenzufassen:

Deckblatt

    • Titel
    • Autor*in
    • Schlagzeile
    • Zusammenfassung
    • Kurzinhalt

Zweite Seite

    • Figuren

Dritte Seite

    • Ablauf (Handlungsschritte)

 

 

Die Schlagzeile fasst die gesamte Handlung in einem Satz zusammen. Dieser Satz hat eine Person zum Gegenstand und wird regiert von einem Vollverb. Die Person ist nicht mit Namen, sondern durch ihre hervorragende Eigenschaft zu kennzeichnen (statt „Hans durchschwimmt den Ärmelkanal“ etwa „Einarmiger Student…“ oder „Rentner durchschwimmt Ärmelkanal“). – Die Schlagzeile soll aus einem vollständigen Satz bestehen, der eine Handlung ausdrückt. Keine Frage („Ist der Arbeitslosigkeit Herr zu werden?“), kein Ausruf („Weniger Arbeitslosigkeit!“), keine Feststellung („Arbeitslosigkeit wird weniger“), sondern eine Handlung („Arbeitsloser findet Arbeit“ oder „…geht vor die Hunde“ oder „…eröffnet Web-Dienst“). Ein weiterer wirksaner Zug einer Schlagzeile: nur Vollverben, also keine Hilfsverben = statt „ist traurig“ besser: „weint“… Durch die Zusammenfassung in einem Satz wird unweigerlich eine Hauptfigur bestimmt – und wie sie sich schließlich betätigt (Vollverb). „Arbeitsloser eröffnet Web-Dienst“ oder „steigt gesellschaftlich ab“ wäre z.B. so ein Satz. Jetzt soll die Hauptfigur aber z.B. gar nicht der Arbeitslose, sondern dessen kleiner Sohn sein, der sich wegen seines Vaters schämt. Die Schlagzeile „Arbeitsloser eröffnet Web-Dienst“, stellen wir dann fest, gibt gar nicht wieder, wovon die Geschichte handelt. Sie muss „Kleiner Junge“ zum Satzgegenstand haben, etwa: „Kleiner Junge schämt sich wegen Vater“. Aber ist „schämen“ die entscheidende Betätigung? Sollte es z.B. nicht besser heißen „Kleiner Sohn ermutigt arbeitslosen Vater“ (einen Web-Dienst zu eröffnen)?

Die Zusammenfassung besteht aus vier Sätzen. Die ersten drei beschreiben den Verlauf der Handlung, der vierte ihre Bedeutung. Die Sätze antworten auf folgende Fragen: Was passiert zuerst (Satz 1)? Was passiert danach (Satz 2)? Wie geht die Geschichte aus (Satz 3)? Worum geht es in dieser Geschichte(Satz 4)? – Auch hier sind vorkommende Personen nicht namentlich, sondern durch ihre Rolle oder Funktionen für die Geschichte zu kennzeichnen. – Die (mit dem vierten Satz wiedergegebene) Bedeutung einer Geschichte ergibt sich aus ihrem Verlauf im Vergleich zu den Absichten und Manövern der Figuren, vor allem des Helden. Was will die Hauptfigur erreichen? Was geschieht wirklich? Aus welchen Gründen? In welcher Form lässt sich das verallgemeinern?

Der Kurzinhalt überblickt die Haupthandlung – von Anfang bis Ende – in 800 bis 1000 Buchstaben. Nebenhandlungen sind nur insoweit zu berücksichtigen, wie die angegebene Begrenzung nicht überschritten wird; darüber hinaus können sie vernachlässigt werden. Nur die wichtigsten Figuren werden mit Namen erwähnt; Nebenfiguren sind durch ihre Beschäftigung („Lehrer“, „Rentner“…) oder ihre Beziehung zu den wichtigeren Figuren („Marias Nachbarin“, „Georgs Schwester“…) zu kennzeichnen. Beim ersten Auftauchen einer namentlich erwähnten Figur ist deren Name in Großbuchstaben schreiben, später dann in normalen Buchstaben (also „INGE“ beim ersten Auftauchen, später dann „Inge“). Bitte in der Gegenwartsform schreiben, außer im Fall von Rückblenden; sie werden durch die Vergangenheitsform gekennzeichnet.

Die wichtigsten Figuren werden mit nicht mehr als zwei Sätzen beschrieben. Und zwar im Hinblick auf das, was ihre Funktion für die Handlung ist. Aussehen ist nur zu beschreiben, wenn dies – wie etwa beim Glöckner von Notre Dame – wichtig für die Geschichte ist.

Der Ablauf ist eine Ausdehnung des Kurzinhalts – erzählt auch Nebenhandlungen und widmet sich Nebenfiguren. Wiederum gilt es, nur die wichtigsten Charaktere beim Namen zu nennen (Nebenfiguren begreift vor allem der Außenstehende immer besser, wenn sie durch ihre Rolle gekennzeichnet werden).

Das folgende Beispiel soll in keiner Weise inhaltlich vorbildlich sein. Es geht nicht darum, zu zeigen, dass die Geschichte von „Puder“ eine besonders schlechte oder gelungene Geschichte ist; sie dient vielmehr als mehr oder weniger zufälliges Material, um Begriffe wie „Schlagzeile“, „Zusammenfassung“, „Figuren“ usf. mit Inhalt zu füllen.

Deckblatt Schlagzeile, Zusammenfassung und Kurzinhalt

PUDER

Begabter Sonderling reformiert Kleinstadtgesellschaft.

Im Keller eines Bauernhofs wird ein ungewöhnlicher Jugendlicher entdeckt. Seine übernatürlichen Fähigkeiten polarisieren die Menschen einer Kleinstadt. Letztendlich missverstanden, sucht der gequälte Außenseiter Erlösung im Jenseits. – Eine Geschichte über die Herausforderung der Unschuld.

Der wegen seiner schneeweißen Haut überall PUDER genannte Jugendliche verfügt über ein fotographisches Gedächtnis und einen Intelligenzquotienten jenseits des Messbaren. Während eine Psychologin und sein Physiklehrer ihm zuneigen, wächst in der restlichen Bevölkerung Misstrauen und Ablehnung gegenüber dem hellen Wunderling. Dank Puders Fähigkeit, Menschen unmittelbar erleben zu lassen, was andere empfinden, gelangt ein verbitterter Polizeibeamter endlich in (nonverbalen) Kontakt zu seiner komatösen Frau, was ihr ein friedliches Sterben ermöglicht. Vom Vater einer Mitschülerin, die seine Nähe sucht, wird Puder verjagt. Seine Mitschüler demütigen ihn; er aber rettet ihrem vom Blitz getroffenen Anführer das Leben. Dann flüchtet er zu dem Bauernhof, aus dessen Keller er anfangs geholt wurde. Seine Freunde können ihn nicht mehr zurückhalten. Als ein Gewitter sich zusammenballt, rennt er zwischen die Blitze, bis einer ihn ergreift und in den Himmel zieht.

Zweite Seite Figuren

Puder

Puder, 16, ein außergewöhnlich begabter Albino. Seine Wesen bestrickt und ekelt die Mitwelt.

Anja Precht

Anja, 26, ist als Psychologin gerade von Jugendamt eingestellt worden. Sie setzt sich für die Außenseiter der Gesellschaft ein.

Kurt Balder

Kurt, 55, Kleinstadtpolizist, dessen Frau im Sterben liegt. Er ist der Typ Mann, der sich nicht gerne etwas anmerken lässt.

Balders Sohn

Junger Mann um die 20, der nicht näher beschrieben wird.

Balders Frau

Eine graue Frau Mitte 50. Sie liegt seit zwei Jahren im Koma.

Harry Seibt

Ehemaliger Rüstungsingenieur, 35, der in seinen Heimatort zurückgekehrt ist, um am Gymnasium Physik zu unterrichten.

Erwin Krapp

Junggeselle, 45, Kurts Kollege im Streifenwagen. Erwin ist leidenschaftlicher Jäger.

Stulle

15jähriger Schlosserlehrling, kräftig, Anführer der Bande im Jugendheim, ein bösartiges Riesenbaby.

Liane Becker

16jährige Gymnasiastin. Ein verträumtes Mädchen, das sich zu Puder hingezogen fühlt, weil er ihre Gedanken zu erraten scheint.

Lianes Vater

Ein jähzorniger Postbeamter, 45, ausgestattet mit dem kleinlichen Scharfsinn eines Zu-kurz-Gekommenen

Dritte Seite Ablauf (Handlungsschritte)

Bei einem schweren Gewitter wird eine schwangere Frau ins Krankenhaus eingeliefert.

Ein Arzt unterrichtet den Vater, dass sein gerade geborener Sohn anormal sei.

Der Vater schaut in den Brutkasten. In seinem Gesicht zeichnen sich Entsetzen und Ekel ab.

JAHRE SPÄTER

Anja Precht, die Psychologin des Jugendamts, wird von Polizeiwachtmeister der Kleinstadt an einem Bauernhaus erwartet: Nach dem Tod seiner Großeltern säße ein merkwürdiger Junge dort im Keller. Anja soll ihn herausholen.

Sie klettert in die Dunkelheit und entdeckt einen weisshäutigen Jugendlichen. Im Gespräch entpuppt er sich als aufgeweckt, wenn auch scheu. Es gelingt Anja, ihn zu überzeugen, mit ihr zu kommen.

Dem Kollegen des Wachtmeisters ist der Albino nicht geheuer.

Anja bringt ihn in einem Heim für Jugendliche unter.

Die dortigen Mitbewohner machen sich über „Puder“, wie er gleich genannt wird, lustig. Im Speisesaal kommt es zur Konfrontation mit dem Anführer. Puder beeindruckt und verschreckt die anderen durch telekinetische Verbiegung von Besteckteilen.

Im Wohnzimmer des Einfamilienhauses des Wachtmeisters gehen sich Vater und Sohn aus dem Weg.

Im ersten Stock liegt die Frau des Wachtmeisters mit schweren Schmerzen im Bett.

Puder wird amtsärztlich untersucht. Er ist kerngesund.

Auf Anjas Rat besucht er das Gymnasium, erregt aber schon vor dem Schulgebäude großes Aufsehen.

Im Physikunterricht lernt er Liane kennen. Als der Physiklehrerden Neuling für ein Experiment mit Spannungsschwankungen hernimmt, zeigt sich die außergewöhnliche Wirkung von Elektrizität auf Puder. Die Klasse fährt geblendet zurück, während er, von Blitzen umzuckt, zusammenbricht.

Als der Physiklehrer den Jungen danach im Krankenhaus besuchen will, ist er verschwunden. Der Strom hat ihm nichts anhaben können.

Puder trifft auf Liane. Eine schüchterne Beziehung bahnt sich an. Aber er will „nach Hause“.

Der Wachtmeister und sein Kollege fangen ihn auf dem Weg zu seinem Bauernhofkeller ab und bringen ihn zurück ins Heim.

Dort überredet ihn Anja zu einem IQ-Test. Puders Leistungen sprengen den Rahmen in einer Art, dass die Integrität eines Teils der Prüfgeräte davon gefährdet wird.

Der Wachtmeister und sein Kollege haben sich des Jugendheims zu einem Waldausflug angenommen. Als der Kollege des Wachtmeisters dabei einen Hirsch anschießt, berührt Puder den Jäger, das Wild zugleich, und der Kollege des Wachtmeisters spürt die Schmerzen, die das Tier gerade empfindet, am eigenen Leib.

Puder wird von Anja und dem Wachtmeister zu diesem Vorfall befragt. Offenbar ist er in der Lage, innere Zustände von Lebewesen direkt zu vermitteln.

Die Frau des Wachtmeisters hat schwere Schmerzen. Der Arzt kann nicht mehr helfen.

Puder wird von dem Physiklehrer, aufgesucht. Der kann – seit dem Spannungsexperiment – nicht zu seinem Alltag zurückkehren, sieht in Puder eine Art Propheten.

Auch der Kollege des Wachtmeisters hat sich verändert. Er kann nicht mehr jagen, berichtet dem Wachtmeister erneut von seinem Erlebnis mit Puder.

Der Wachtmeister nimmt Puder mit in seine Wohnung. Dort überträgt der Albino ihm durch Handauflegen das innere Anliegen seiner inzwischen ohnmächtigen Frau: Er soll sich mit ihrem Kind versöhnen.

Der Wachtmeister schließt Frieden mit seinem Sohn.

Auf dem Schützenfest treffen sich Puder und Liane. Er fühlt ihre Gedanken. Sie küssen sich. Lianes Vater geht dazwischen, übt Gewalt aus.

Puder packt darauf die Koffer und verlässt das Heim. Seine Mitbewohner stellen, demütigen ihn. Puder liest das Unbewusstsein des Anführers und konfrontiert ihn mit einem unangenehme Kindheitserlebnis, das seine Aggression motiviert. Ein Gewitter bricht los. Sie zerren Puder ins Freie, entkleiden ihn. Ein Blitz trifft den Anführer. Er scheint tot. Puder holt ihn zurück ins Leben.

Puder fährt per Anhalter zum Bauernhaus seiner Großeltern.

Dort zieht es ihn zurück in den Keller. Aber alle seine Sachen sind fort.

Kurze Zeit später trifft Anja ein. Sie hat von den Erniedrigungen gehört, nimmt Puder in die Arme. Der Physiklehrer und der Wachtmeister erscheinen. Sie wollen Puder zurückbringen. Aber der Physiklehrer und Anja sehen schließlich ein, dass es besser ist, ihn laufen zu lassen. Der Wachtmeister kann dem nicht wirklich zustimmen, gibt bloß nach. Er schickt seinen Kollegen, die Zentrale benachrichtigen.

Puder rennt in ein aufkommendes Gewitter, wird vom Blitz ergriffen und in den Himmel gezogen.

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