Beim Blättern durch den Netflix-Katalog springt irgendwann das Schema ins Auge, dem alle der vorgestellten Serien ausnahmslos folgen. Anstatt es auszubuchstabieren, skizziere ich vielmehr, welche Serie – deswegen – garantiert nicht gemacht würde bei den heutigen Streaming-Diensten: die Hauptfiguren müssten eitel sein, geschlechtsbetont, unverschämt und bestechlich. Aus diesen Merkmalen ließe sich alles weitere entwickeln für eine aus dem Einerlei stechende Serie.
Also z. B. eine eitle Privatdetektivin, die laufend die Beine breit macht, um an irgendwelche Informationen zu kommen, ihre Kunden ausnimmt und diesen Informationen vorenthält, wenn die Gegenpartei besser bezahlt. Wenn sie den Auftrag erhält, einen womöglich untreuen Ehemann zu beschatten, fängt sie selber eine Verhältnis mit ihm an usf. Ihr Partner müsste wiederum, damit die Kombo erregend wirkt, ein ungeschlechtlicher Moral-Apostel sein, auf den sie irgendwie angewiesen ist.
Eine Figur wie Harvey Weinstein wäre eine unmögliche Figur, denn jede Folge der Serie mit ihm würde darin gipfeln, dass er irgendeine Frau in seinem Hotelzimmer behelligt. Autoreneinweisung: Wir haben diesen hässlichen Produzenten, der höchst erfolgreiche Filme macht und pro Folge sich vor einer anderen jungen Frau im Hotelzimmer duscht. Diese Szenen sind der Höhepunkt jede Folge und dauern mindestens 10 Minuten. Lassen Sie sich etwas Originelles einfallen.
Wenn man Antagonismus steigen möchte, müsste die Hauptfigur der „Serie, die gar nicht geht“ konformistisch sein, kriecherisch gegenüber Autoritäten, abergläubisch oder jeden Sonntag zur Kirche gehen und sich ungesund ernähren usf.