Ihr Motten

IHR MOTTEN, die ihr blind in heiße Fackeln flüget,
Die Flügel sengt euch weg, vergleicht euch nur nicht mir!
Weil ihr vom ersten Strahl bald eingeäschert lieget,
Mein Brand und Leiden geht dem eurigen weit für.
Ich brenn‘ in dieser Flut, worin ich mich oft kühle,
Und meiner Liebes-Brunst nur so viel länger fühle.

Ihr Salamander weicht der leuchtenden Muräne;
Ihr könnte ja wohl besteh’n in Flammen, weil ihr kalt.
Das Wasser aber, das ich mir nur hier entlehne,
Ist nicht mein Element, Feu’r ist mein Aufenthalt.
Die Glut, die ihr löscht aus, schlägt über mir zusammen,
Die Liebe steckt mein Herz, ich diese Flut in Flammen.

Ihr Würmer, die ihr lebt in siedend heißen Quellen,
Und euch vom Schwefel nährt, die ihr vor Kält‘ erbleicht;
Glaubt: dass der kalte Teich hier Zunder hegt der Höllen,
Dass euer Feuer-Kost weit meiner Speise weicht.
Denn ihr speist nur den Mund mit Schwefel, ich mein Herze
Mit Liebe, welcher Glut gleicht keine Schwefel-Kerze.

DANIEL CASPER VON LOHNENSTEIN