Mein Führerschein

Peinliches ist mir im Leben genug passiert. Hab’s nicht mal ausgelassen, bereits als Student, einen Tag zu früh nach Hause kommend, meine Gefährtin im Bett mit ihrem späteren Mann (er solle Chefarzt werden) zu überraschen – was mir für uns alle damals eher leid tat, weil wir so komische Figuren abgaben. Nichts aber überbietet in punkto Peinlichkeit die 5 Minuten nach Erhalt meines Führerscheins. Die kleine Stadt, in der ich ihn gemacht hatte, verfügte damals über nur eine Ampel, die meistens nicht angeschaltet war. In den Fahrstunden lernte ich hauptsächlich „rechts vor links“ sowie rückwärts einparken (was ich heute noch ganz gut kann). Der Fahrlehrer war ein Unteroffizierstyp, der uns Langhaarigen ständig signalisierte, für welch Schlappschwänze er uns hielt. Meine Familie hatte nie ein Auto besessen. Ich war ungeübt. Gangschalten kannte ich nur vom Zuschauen. Die Fahrschulwagen verfügten über Automatik, das reichte, um einen bis zur Prüfung zu bringen. Diese bestand im Gleiten durch die vormittagsleeren Straßen der kleinen Stadt, dem genauen Beachten der bekannten drei Vorfahrtsstraßen sowie einmal rückwärts einparken. Schon hielt ich mit ein paar anderen Glückspilzen, der Führerschien war damals das meiste, meine „Lappen“ in Händen. Ich war berechtigt, jeden PKW zu steuern! Auch den dunkelgelben Fiat meines Freundes Billy, der draußen wartete. Es war ein Gangschaltungswagen. Ich ließ mir kurz erklären, wie das funktionierte, trat die Kupplung, legt den Rückwärtsgang ein und ließ das Pedal wieder los. Der Wagen machte eine Satz nach hinten, wo zum Glück niemand stand, und fuhr ungebremst, ich war zu überrascht um zu bremsen, weiter – in den PKW meiner Fahrschule, dessen Seite tief eingedrückt wurde. Ich durfte zurück in die Wirtschaft, wo mein Fahrlehrer mit dem Prüfer noch beim Bier saß, und die Neuigkeit zu überbringen. Ich war sicher, mein Führerschein würde wieder kassiert, aber nichts dergleichen geschah. Er wurde infolge der zu bezahlenden Reparaturen nur doppelt so teuer wie geplant. Bin danach sehr lange kein Auto mehr gefahren, erst wieder während meines Ersatzdienstes in Los Angeles, wo ich es eigentlich gelernt habe. Während des Studiums in München und danach war ich sogar Taxifahrer. Später habe ich kurz zwei Gebrauchtwagen besessen. Seit 15 Jahren fahre ich nur noch Bahn oder Rad. Neulich habe ich mal nach Dreharbeiten einen BMW von Berlin nach München überführt, fast alles in dem Wagen wurde von Rechnern überwacht. Es ist abzusehen, dass sie die Kontrolle bald ganz übernehmen. Die Gangschaltung beherrsche ich immer noch ganz gut und habe seit meinem ersten auch keinen richtigen Unfall mehr gehabt.