Eine Zwei-Staaten-Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt erscheint mir nicht mehr realisierbar, vor allem wegen der zunehmenden Spannungen und Feindseligkeiten zwischen Israelis und Palästinensern. Ich bin der Meinung, dass die Ereignisse, insbesondere seit dem 7. Oktober, die Beziehungen so vergiftet haben, dass eine gemeinsame Basis für eine friedliche Koexistenz zweier Staaten fehlt. Ich habe auch den Eindruck, dass die israelische Politik darauf abzielt, ihre territoriale Kontrolle auszuweiten, was ein Hindernis für die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates darstellt.
Die Alternative wäre „Groß-Israel“, das die volle Kontrolle über das Westjordanland, den Gazastreifen und das Gebiet innerhalb der Grenzen von 1967 ausübt. In diesem Szenario wären die Bevölkerungszahlen von Juden und Palästinensern mit jeweils rund 7,3 Millionen etwa gleich groß. Dies stellt eine demografische Herausforderung dar, denn die Existenz zweier gleich großer Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen nationalen Identitäten und Ansprüchen stellt das Grundverständnis der israelischen Demokratie infrage.
Dies könnte zu einer politischen Krise führen, in der Israel zwischen der Bewahrung seiner jüdischen Identität und dem demokratischen Charakter des Staates wählen müsste. Wenn Israel versucht, seine jüdische Identität zu bewahren, müsste es den Palästinensern gleiche Rechte verweigern. Dies könnte zu einem System wie früher in Südafrika oder heute in den baltischen Staaten führen, in dem eine Bevölkerungsgruppe systematisch benachteiligt wird. Dürfte internationale Kritik hervorrufen und die Beziehungen Israels zu anderen Ländern, einschließlich seiner wichtigsten Verbündeten, belasten.
Israel könnte deswegen früher oder später gezwungen sein, den Weg Südafrikas gehen.