Was uns in Haus steht …

Erdöl ist ein nicht erneuerbares Betriebsmittel. Es liefert rund 40 % der gesamten von Menschen auf diesem Planeten verbrauchten Kraft, darunter fast die gesamte Energie für den Transport. (Elektroautos und -züge spielen im Weltmaßstab kaum eine Rolle). Rohöl ist sehr selten in der Erdkruste und wird erst seit einem Jahrhundert in rasender Geschwindigkeit abgebaut. Es werden kaum noch neue Vorkommen entdeckt und nie genug, um den jährlichen Mehrverbrauch aufzuwiegen.

Um unsere gegenwärtige Industriegesellschaft aufrechtzuerhalten, müssten wir Energiequellen finden, die das Erdöl zu ersetzen. Die anderen fossilen Brennstoffe sind dazu nicht in der Lage – sie werden ebenfalls in halsbrecherischem Umfang verbraucht und stehen vor den gleichen Erschöpfungsproblemen wie Öl. Heute wird zum Beispiel mehr Kohle abgebaut und verbrannt als auf dem Höhepunkt des Kohlezeitalters vor eineinhalb Jahrhunderten, und die Kohle, die gerade verbrannt wird, ist überwiegend minderwertige Braunkohle, weil all das gute Zeug bereits abgebaut ist und verfeuert wurde.

Das bedeutet, dass eine neue Energiequelle schnell entdeckt und einsatzfertig gemacht werden muss. Deshalb arbeitet die Wissenschaft seit über fünfzig Jahren mit Hochdruck an diesem Projekt, bis jetzt ohne Erfolg. Es wurden jede Menge vermeintlicher Ersatzstoffe für Erdöl gefunden, deren Entwicklung mit Milliarden gefördert. Aber nichts funktioniert. Aus hauptsächlich zwei Gründen: Menge und Nettoenergie.

Man kann z. B. Mais anbauen, ihn zu Ethanol fermentieren, das dann anstelle von Benzin verbrannt wird. Aber selbst wenn man das Land mit Maisfeldern zudeckte und keine anderen Feldfrüchte mehr anbaute, könnte damit nur ein Bruchteil des Benzins ersetzt werden. Ganz zu schweigen von Diesel, Kerosin oder anderen aus Erdöl hergestellten Kraftstoffen.

Ähnliche Schwierigkeiten zeigen sich bei vielen anderen vorgeschlagenen Ersatzmitteln für Erdöl. Denn in fossilen Brennstoffen ballt sich mehr Kraft als in jeder andere Energieform unseres Planeten. Erdöl entstand aus einer riesigen Ansammlung toter Meereslebewesen unter nahezu sauerstofflosen Bedingungen während Millionen von Jahren tief in die Erde, ein Vorgang, der gewaltige Mengen an Energie einlagerte, ohne die Menschheit etwas zu kosten. Ein einziger Liter Benzin speichert soviel Energie wie ca. 250 KG aufgeladener Autobatterien. Das können auch die Erneuerbaren nicht wettmachen, da sie angewiesen bleiben auf die Launen des Sonnenlichts und der von ihm erzeugten Winde. Ihnen fehlt die Konzentration.

Des Weiteren ist Energie nötig, um Energie zu gewinnen, zu verarbeiten, zu transportieren und die Geräte zu bauen, die Energie verbrauchen. Jedes Quäntchen Energie liefert nur soviel Kraft, wie nach dem Abzug der Kosten seiner Aufbereitung zur Verfügung steht. So wie wir nie unser Brutto-, sondern nur unser Nettoeinkommen konsumieren können. Es ist möglich, trotz eines riesigen Bruttoeinkommens Pleite zu gehen, sobald die Ausgaben höher sind als die Einnahmen. Biodiesel aus Algen etwa kostet in der Herstellung mehr Energie, als er liefert (wie wenn man einen für anderthalb Taler erwirbt).

Je teurer ein Träger in der Herstellung ist, desto weniger Energie liefert er. Für die Herstellung von Nuklearbrennstäbe müssen Unmengen an Rohstoffen verarbeitet werden. Das kostet Energie. Ein riesiges und komplexes Kraftwerk muss gebaut und gewartet werden. Das kostet Energie. Die Abfälle müssen entsorgt werden. Kostet Energie. Dasselbe Problem betrifft die Erneuerbaren. Die meisten ihrer Technologien werfen nur bescheidene Erträge ab, weil soviel Energie in das Sammeln und Speichern des launischen Ausgangsmaterials fließen muss. Deswegen müssen sie bezuschusst werden, wie die Atomkraftwerke.

Die Ersatzmittel für Erdöl sind technisch möglich, aber unwirtschaftlich, weil sie den Aufwand nicht wettmachen, den ihre Bereitstellung verursacht.

Kein Naturgesetz erfordert, dass eine andere billige, reichlich vorhandene, hoch konzentrierte Energiequelle rechtzeitig auftaucht, um uns vor den Folgen der Verschwendung der einen zu bewahren, die wir hatten. Die meisten Menschen stellen ziemlich früh im Leben fest, dass, wenn sie ihren gesamten Lohn für Alkohol ausgeben, keine gute Fee das Mietgeld rechtzeitig aufbringen wird, um zu verhindern, dass sie auf der Straße landen. Die gleiche Regel gilt für Energie, auch wenn die meisten Menschen nichts davon hören wollen.

Dies bedeutet, dass immer mehr Geld in die Förderung gesteckt werden muss, um den Markt mit Öl zu versorgen. Die Energiewirtschaft wird immer mehr Mittel – auf Kosten anderer Wirtschaftszweige – beanspruchen und immer weniger dafür zur Verfügung stellen. Das ist die Zukunft, in die wir uns immer mehr „zurückversetzen“. Wir fahren auf Reserve, und die nächste Tankstelle ist bald nicht mehr erreichbar.

Energie – alle Formen davon – wird viel teurer werden, als wir uns im Moment noch vorstellen mögen. Sowie alles, was mit Energie hergestellt wird, die meisten Waren und Dienstleistungen also auf breiter Front. Alles wird teurer! Die Arbeitsplätze werden knapper und die Volkswirtschaften schrumpfen, da die Energiekosten tief in jede Form der Wirtschaftstätigkeit eingreifen. Stagnation plus Inflation. Stagflation ist die Folge davon, dass die Energiepreise in die Höhe schießen.

Wir werden also (1) Energie einsparen und (2) unsere Ausgaben reduzieren müssen, um die höheren Energiekosten zu bestreiten. Es empfiehlt sich, einen Vorrat von allem anzulegen, dessen Herstellung Energie verschlingt und das man nicht selber herstellen kann. Denn die wahrscheinlich kommenden Preiskontrollen werden eine entsprechende Knappheit erzeugen, Tankstellen geschlossen sein und Geschäfte mangels Dieselkraftstoff nur unregelmäßiger beliefert werden können. Stromausfälle sollten zunehmen, sobald die Gasvorräte zugeteilt werden.

Vorauszusehen sind demnach für die USA und Europa ca. 10 Jahre Stagflation, während denen durch zunehmende Effizienz die akute Energienachfrage zerstört und mit bescheidener Unterstützung durch neue Technologien den Energiemärkten eine neue Beständigkeit gegeben wird.