Harris ist ein Vertreter des „Kulturmaterialismus“, welcher annimmt, dass die Umweltbedingungen bzw. die natürlichen Ressourcen die ökonomischen Bedingungen und das Bevölkerungswachstum bzw. die Reproduktionsmöglichkeiten von Kultur und Gesellschaft determinieren. So kennen z. B. Landwirtschaft und Nutztierhaltung Wachstumsgrenzen – das Überschreiten dieser Grenzen (Erosion, Versalzung, Totalverlust landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Überbeanspruchung) war nach Harris ausschlaggebend für den Untergang der antiken Hochkulturen des Orients und Mittelmeerraums sowie des Maya-Reichs.
In Kannibalen und Könige setzt Harris seine Theorie auseinander und belegt sie mit historischen Beispielen. Am erschütterndsten fand ich darin das Kapitel über Azteken, deren Menschenopfer im Endeffekt weniger religiösen, als Nahrungszwecken dienten. Denn was geschah mit den Opfern, nachdem ihr Herz herausgerissen worden war? Sie wurden nicht beerdigt oder verbrannt, sondern verspeist, denn die Azteken hatten kein Nutzvieh, daher auch keine entsprechenden Proteinquellen.