Ukrainer wehren sich dagegen, ihre Lage von Nicht-Ukrainern erklärt zu bekommen. Wie vertrixt diese Lage ist, zeigt Varoufakis lange Verteidigung gegen den Vorwurf des „Westplaining“.
Die Ukrainer deuten, was aus dem Westen kommt, als Ausübung einer Macht, an der sie lieber selber teilhätten, als sich von ihr belehren zu lassen. Das gilt auch für die westliche Linke, deren Programm eigentlich darin besteht, solche Macht abzubauen.
Der Westen ist wie der Osten hierarchisch organisiert: eine herrschende Elite kontrolliert den Rest der Bevölkerung. Darüber hinaus ist der Westen wohlhabender, weil, wie er sich gerne einredet, er wirksamer und fleißiger arbeitet. In Wirklichkeit dürfte er mit seiner Technologie den ärmeren Teil seiner Bevölkerung und des Restes der Welt effektiver ausbeuten.
Der Osten möchte daran teilhaben, selbst in untergeordneter Rolle wie die Staaten des „neuen Europa“, denen es als Billiglohnwerkbank für die Konzerne des Westens immer noch besser geht als je zuvor.
Der westlichen Linken liegt am Abbau der hierarchischen Verhältnisse, welche durch den Zustrom der östlichen Länder, die an der Ausbeutung teilhaben möchten, gefestigt werden. Die Linke sieht in der NATO ein Mittel zur Stabilisierung dessen, was sie abbauen möchte.
Die Wurzel des Konfliktes besteht in der ungleichen Verteilung des Reichtums. Es ist, wie wenn in einer Familie eines der Geschwister anderen vorgezogen wird. Und der Rest versucht nun, durch größere Nähe von dem Machtzentrum zu profitieren. Anstatt sich für Regeln einzusetzen, welche die Bevorzugung aushebeln.