Warum der Neoliberalismus den Klimawandel leugnet

Wenn ich versuche, hinter der mir auf Anhieb unverständlichen Leugnung des Klimawandels einen tieferen oder heimlichen Sinn zu entdecken, spekuliere ich, in erster Linie soll damit die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe abgewehrt werden. Warum? Wegen einer ultimativen Markt-Gläubigkeit, die weit über das Marktverständnis der klassischen Ökonomie hinaus geht. Für die Neoliberalen ist der Markt kein Ort mehr, um zu bekommen, was man braucht, sondern wie die Einschaltquote eine Instanz, die uns mitteilt, was wir zu wissen haben. Die Quelle absoluter Wahrheit. Es ist unmöglich, dass so ein Markt sich irrt. Im Gegensatz zu einzelnen Teilnehmern oder Regierungen. Oder den Wissenschaften. Eine Wahrheit muss sich auf dem „Marktplatz der Tatsachen“ bilden, kann unmöglich vorher und schon gar nicht von einem oder mehreren Spezialisten gewusst werden. Deswegen kann der Klimawandel – als marktunabhängige Tatsache – nicht wahr sein. Dasselbe gilt für andere wissenschaftliche Erkenntnisse. Der Neoliberalismus steht auf dem Kriegsfuß mit den Wissenschaften und zieht durch seine Verachtung der Eierköpfe das Vorurteil der Massen gegen Intellektuelle auf seine Seite.
 
Bohrt man nach, wird dann oft nicht mehr der Klimawandel, sondern der Anteil des Menschen an ihm geleugnet. Das Klima verändert sich also doch, aber wir können es nicht dadurch beeinflussen, dass wir unseren Fußabdruck verringern. Vielmehr müssen vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde getätigt werden. Das scheint das eigentliche Ziel des neoliberalen Rauschs. Auf einem „Marktplatz der Ideen“ sollen sich Firmen durchsetzen, die das Welt-Klima erzeugen, imgrunde supranationale Mächte auf privatwirtschaftlicher Basis. Ihnen den Weg zu ebenen, gilt der klimawandelleugnende Vormarsch des Neoliberalismus, dessen Ziel dafür erst sein muss, den CO2-Ausstoß gerade nicht verringern.
 
So lautet meine privater Verschwörungstheorie.