Nietzsches Affinität zur Kirche

„Der protestantische Pfarrer ist Großvater der deutschen Philosophie, der Protestantismus selbst ihr peccatum originale [ihre Erbsünde]. Definition des Protestantismus: die halbseitige Lähmung des Christentums – und der Vernunft …“ Der Antichrist 10

Im Streit um die Rechtfertigungslehre zwischen Luther und Papst, ergreift Nietzsche entschieden Partei für den Papst: „Vor allem und zuerst die Werke! Das heißt Übung, Übung, Übung! Der dazugehörige ‚Glaube‘ wird sich schon einstellen“ Morgenröte 22 – Die „römische Kirche“ war aus Nietzsches Sicht in der Renaissance auf dem Weg zur Vernunft und wurde nur durch Luthers „Bauernaufstand“ zurück gezwungen in alte und falsche Positionen: „Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance … […] Und Luther stellte die Kirche wieder herAntichrist 61, ausführlicher in Genealogie der Moral I, 16

In Morgenröte schreibt Nietzsche, das Christentum habe „im Bund mit der Macht […] vielleicht die feinsten Gestalten der menschlichen Gesellschaft ausgemeißelt, die es bisher gegeben hat: die Gestalten der höheren und höchsten katholischen Geistlichkeit“ 60

„. . . eine Kirche ist vor allem ein Herrschaftsgebilde, das den geistigeren Menschen den obersten Rang sichert und an die Macht der Geistigkeit soweit glaubt, um sich alle gröberen Gewaltmittel zu verbieten – damit allein ist die Kirche unter allen Umständen eine vornehmere Institution als der Staat.“ Die fröhliche Wissenschaft 358