Die Frau existiert nicht … IV

Freuds Metaphysik zerfällt schließlich in die beiden Urkräfte: den schöpferischen Strom des Lebens und die auflösende Welle des Todes. Der eine formt, ordnet, errichtet Mauern aus Kultur und Hierarchie, während der andere ebnet, berauscht und das Verkrustete ins Meer der Möglichkeiten spült.

„Man könnte sich vorstellen, daß gewisse Sätze von der Form der Erfahrungssätze erstarrt wären und als Leitung für die nicht erstarrten, flüssigen Erfahrungssätze funktionierten; und daß sich dieses Verhältnis mit der Zeit änderte, indem flüssige Sätze erstarrten und feste flüssig würden. // Die Mythologie [i. e. die unbezweifelten Sätze] kann wieder in Fluß geraten, das Flußbett der Gedanken sich verschieben. Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung des Wassers im Flußbett und der Verschiebung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt.“ (Über die Gewißheit § 96 und 97)

Übertragen auf Lacans Formel der Sexuierung wäre dann wohl “Mann” das Bett, “Frau” der Fluß – “Mann” Verkrustung, “Frau” Meer (der Möglichkeiten).